Gut Baiersfelde - Gross Bajohren

Im kirchspiel Tharau, Kreis Preussisch Eylau



Nach Horst Schulz dürfte der Ortsname vom prussischen Personennamen Bayor abstammen. 1419 wird er zum ersten Mal erwähnt. 1528 war Bayor ein Freiengut das Peter Bayor gehörte. Vielleicht ging es aus dem Schulzengut Packerau hervor.

1543 waren dort 2 freye, eines der Güter gehörte Familie Bajohr. Die Güter gehörten zum Kirchspiel Tharau.

Später folgte noch ein Gut mit Namen Klein Bajohren welches noch in den Kirchenbüchern Tharaus erwähnt wird, dieser Ort ging dann unter.

 

Bajohren hatte um 1846 vier Wohnhäuser und 69 Einwohner. Es war Vorwerk von Tharau. Ein Julius Gerlach erbaute das bemerkenswerte Gutshaus. Der grosse Park reichte bis an den Frisching Fluss


Frisching Mündung bei Vladimirov, ehemals Tharau. Im Hintergrund die Tharauer Kirche. Photo: Genwiki
Frisching Mündung bei Vladimirov, ehemals Tharau. Im Hintergrund die Tharauer Kirche. Photo: Genwiki

Die Besitzer des Gutes wechselten. Als Viktor von Baehr 1908 Gutsherr war, bekam Bajohren Anschluss an die Kleinbahnstrecke Kreuzburg - Tharau.

Das Gut besass eine Dampfmolkerei.


Kleinbahnstrecke Creuzburg-Tharau. Hier Bahnhof Creuzburg. Photo aus Fundus: Kreuzburger Erinnerungen
Kleinbahnstrecke Creuzburg-Tharau. Hier Bahnhof Creuzburg. Photo aus Fundus: Kreuzburger Erinnerungen

Im Jahr 1909 -laut H. Schulz, (lt. dem Enkelsohn Joachim Anker 1912) kaufte Theodor Emil Anker * 1. Mai 1870 in Hermsdorf, Kreis Heiligenbeil, + 16. Februar 1945 in Gross Lindenau/Ostpr.,  Gr. Bajohren mit Grünhof.

Am 1.7.1928 übernahm dessen Sohn  Willy Anker die Bewirtschaftung des Gutes und der Ländereien.

Von 341 ha fielen ab auf

Acker = 231,5 ha

Wiesen = 17,5 ha

Weiden = 70 ha

Wald = 20 ha

Hof und Wege = 2 ha

 

1935 wurde die Dampfmolkerei geschlossen.

Das Gut war gut ausgebaut und bewirtschaftet. Ein Motorpflug, 70-80 Kühe und eine Schweinemast steigerten die Erträge.

 

Williy Theordor Ferdinand ANKER * 2. Juli 1904 in Königsberg, war mit der Zahnärztin Frau Dr. Charlotte Elisabeth Neiber *3. März 1908 in Königsberg, +verheiratet. Sie hatte von 1932-1945 in Kreuzburg und Wittenberg zwei Praxen, die sie über die Woche abwechselnd betrieb. Nach der Flucht betrieb Frau Anker von 1948-1958 eine Praxis in Velbert.

Sie verstarb am 15.5.1958 in Velbert/Neviges/Rheinland.

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Neben sieben Arbeiterfamilien wohnten im Gut die Familien des Kämmerer Franz Penkwitz, des Obermelker Otto Hill und des Schmied Paul Herzberg.

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Arbeiter-Familien in Baiersfelde:

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Schardt, Otto. Er war noch 1945 zum Volkssturm eingezogen, stirbt auf dem russischen Gefangenentransport, wohl zu Fuss, auf dem Weg nach Sibirien.

oo

Therese Matz, die Schwester meiner Oma Anna Thiel, geb. Matz aus Packerau/Tharau. Sie stirbt auf der Flucht aus Baiersfelde an Thyhus und wird im Winter 1945 von ihrer Tochter Liesbeth auf ostpreussischem Boden begraben.

Die Ahnen Schardt werden häufiger im Kirchenbuch MAHNSFELD genannt.

Kinder:

Liesbeth genannt Puppa *1925, kommt nach der Flucht in NRW an und heiratet dort.

Fritz genannt Fitza *1928 in Mühle Mahnsfeld, kommt noch in der Heimat zum Volkssturm, hebt vor dem Untergang Ostpreussens als jugendlicher bei Mahnsfeld Panzergräben aus. Gelangt auf abenteuerliche Weise auf der Flucht nach Westdeutschland. Arbeitet dann im Kalibergwerk bei Celle/Nds. Kann sich früh ein Motorrad leisten. Heiratet eine Ostpreussin aus Angerburg.

 



Familie Bratsche: Herr BRATSCHE war, lt. Joachim Anker.... bei uns (Anm.: Auf Gut Baiersfelde) Kutscher und Chauffeur; er besaß z.B. seit 1925 bereits den Führerschein und konnte die KfZ meiner Eltern, Mercedes und Opel bereits damals fahren.  Frau Bratsche, seine Tochter, später verheiratete Günther, begleitete meine Mutter, Dr. Charlotte Anker, geb. Neiber, Zahnärztin in Kreuzburg, am 28.1.1945 bei unserer Vertreibung durch die Russen.

 


Zur Familie Penkwitz in Baiersfelde


Zur Familie Penkwitz aus Baiersfelde erreichte mich folgende Mitteilung der Familien- und Ahnenforscherin, Frau. S. W.:

Heinrich Glandien
Geboren am 14.11.1869
Gestorben am 25.05.1947 auf Amrum das Grab durch zufall gefunden auf dem Friedhof für Kriegsopfer.

Er ist der Vater
von Johanne Penkwitz geb. Glandien
geboren am 27.08.1902 in Arnsberg
Verheiratet mit
Fritz Penkwitz geboren am 30.10.1900 in Kusitten

Sie hatten 6 Kinder
Hilde
Chistel
Lotte
Horst Fritz 27.02.1932* (mein Opa)
In Packerau
Werner 28.02.1936*
In Packerau
Gerda 13.05.1945*
Satteldüne Amrum
Ich gehe davon aus dass der Cousin meinen Opa Horst gesucht hat ich denke das würde zum Alter passen.
Er ist am 9.10.2014 gestorben.
Leider hatte er seines Lebens kein Interesse gehabt, ein bisschen zu forschen zu stöbern, was denn aus allen anderen geworden ist. Aber es war warscheinlich die Angst die ihn davor abhielt.
Er erzählte immer dass er als Junge mit seiner Familie auf einem grossen Pferdehof gearbeitet hat. Darum ging ich davon aus, dass es wohl der Hof Bajohren war.
Leider ist alles verschwunden nach dem Tod meines Opas. Somit kann ich nur vermuten das Franz Penkwitz ein Bruder meines Fritz war.
Sie sind übers Haff geflohen wurden auf Amrum gebracht und durften bis 49' bleiben, dort waren sie wieder auf einem Pferdegut tätig. Danach wurde ihnen der Schwarzwald als neue Heimat zugewiesen. Hier sind dann auch Fritz und Johanne gestorben.

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1938 fand eine allgemeine Eindeutschung von Ortnamen im NS-Reich statt. Aus Gross Bajohren wurde Baiersfelde. Als Erklärung hierfür nannte die eingesetzte Kommission die Begründung "Bahohren" wäre ein litauischer Name.

Gutsherrn Anker wurde der Vorschlag unterbreitet, das Gut in Ankersfelde

umzubenennen. Dafür sollte er 1000 RM an die NSV(?) spenden. Anker lehnte dies ab. So entstand der Ortsname Baiersfelde.

Willy Anker, geb. 1905, war ein bewährter Fliegeroffizier. Er war bis 1945 der letzte Besitzer von Baiersfelde. Später war er langjährig Bürgermeister von Neviges/bei Wuppertal. Dort in Velbert-Neviges verstarb er 1992.

Gutshaus Anker in Baiersfelde-Gr. Bajohren, Photo: Joachim Anker
Gutshaus Anker in Baiersfelde-Gr. Bajohren, Photo: Joachim Anker
Theodor Anker auf Gut Baiersfelde mit seinen Enkelkindern. An der Hand, Enkel Joachim Anker. Photo: Joachim Anker
Theodor Anker auf Gut Baiersfelde mit seinen Enkelkindern. An der Hand, Enkel Joachim Anker. Photo: Joachim Anker
Letzter Gutsherr auf Baiersfelde Willy Anker vor dem Gutshaus mit drei seiner fünf  Kinder vlnr.: Karin, Joachim Friedrich Wilhelm, Erhard Theodor Ernst Anker. Photo: Joachim Anker
Letzter Gutsherr auf Baiersfelde Willy Anker vor dem Gutshaus mit drei seiner fünf Kinder vlnr.: Karin, Joachim Friedrich Wilhelm, Erhard Theodor Ernst Anker. Photo: Joachim Anker

Bericht über Baiersfelde/Gross Bajohren von Willy Anker

Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch den Sohn, Joachim Anker!



Bericht über die Flucht aus Baiersfelde von Dr. Charlotte Anker geb. Neiber

Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch Joachim Anker