Vaters Tohus Schnakeinen bei der Stadt Kreuzburg im Kreis Pr. Eylau - Ostpreußen



Schnakeinen: Vater´s Tohus

 

   oder.... Eine Erfolgsstory beginnt....

Wer hier bereits einige Seiten gelesen hat der weiss, dass meine Suche nach meiner ostpreußischen Familie nach dem Tod meines Vaters begonnen hat.
Aber wo fängt man an?
Ich entschied mich für die Ortssuche! Nach dem Dorf, von dem mein Vater mir immer wieder erzählt hatte:

Schnakeinen, dem 219 Seelen- und Geburtsort meines Vaters, das unweit von Kreuzburg / OP im Kreis Pr. Eylau lag. Meine 19jährige Suche brachte bis heute dies ein:


Geschichte der Gemeinde Schnakeinen

zum Vergrößern anklicken

 

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  Dienstpflichtige Männer Schnakeinens 1778

 

Unbenannt1

 

Manner-Schnakeinen.jpg

 

Was über das kleine Dorf Schnakeinen und seine Bewohner in den Kreisblättern von Pr. Eylau steht

 

Deckblatt 1841Zu-Deckbl.jpg

Friedrich Gottfried Podehl, Bauernsohn aus Schnakeinen muss seine Wehrpflicht antreten

 

 

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 Was 1996 verzweifelt und scheinbar aussichtslos begann, endete 2001 mit einem Happy-end.

 


Auf meine Anfrage in der Ost-Westpreußenliste OWP-Liste
-einem Forum für Ahnenforscher- bekam ich von einem Mitforscher folgenden Hinweis zu Schnakeinen:

In der Ausgabe 2000 habe es einen Bericht über das Dorf gegeben. Zugleich fragt dieser an, ob ich Interesse an Kopien dieses Artikels hätte, er würde mir diese gerne senden!
Gibt es das? Ja und diese phänomenale Hilfsbereitschaft ist unter Ahnen- und Familienforschern sogar recht verbreitet.
Es sollte (m)ein Anfang sein:

Deckblatt-Kreisblatt-2000.jpg
Und dann endlich geht´s los mit dem

Schnakeinen1a-copy-3.jpg
Schnakeinen2b.jpg
Schnakeinen2c.jpg

Da ging er also zur Schule, der Herr Papa. Wenn er nicht Lehrers Kuh hütete...


Schnakeinen3b.jpg
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Da steht´s: Vom Bauern Kollien hatte Vater oft berichtet. Auf dessen Hof arbeitete er als Gespannführer bis 1941. Dort lebte er also auch, mit Oma Anna und seinem Bruder Horst. Dann sollte auch er in den Krieg ziehen.
Viele der anderen Dorfbewohner schienen mir aus seinen Erzählungen vertraut. Schott und Venohr, Kinder und Albrecht. Frau Gretel Albrecht hatte ich sogar persönlich kennen gelernt.
Nach einer der Töchter des Bauern Kollien sollte später meine Schwester benannt werden.
Ja, da hatte nun also die Wiege meines Vaters gestanden: Im Arbeiterhaus Kollien. Dort hatte mein Vater seine Kindheit und Jugend verbracht.
Dies ging bereits aus den Seelenlisten hervor.

Gemeindelisten-Scan-Kopie-1.jpg

 

Seelenliste-Thiel-Kopie-1.jpg

 

Anna-gross.jpg

 

Oma1HorstPapa Hoch

Oma Anna Thiel mit den Söhnen Horst und Ernst 1938


Aue.jpg

Annas letzter Wohnort nach der Flucht, Aue/Sachsen, wo sie 1952 verstarb, wird erwähnt.

 

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....Auch die Verfasserin des "Spaziergang durch Schnakeinen" war bisher eine Unbekannte aber dennoch Bekannte. Wie sich herausstellte, hatte ich mit Erika eine Cousine gefunden. Sie ist die Tochter von meiner Tante Lotte Thiel, geb. Baß.
Wir telefonierten noch am gleichen Tag, nach dem ich den Bericht erhalten hatte.
Erika hat mir fortan sehr bei der Suche geholfen und mir Ostpreußen und seine liebenswürdigen Menschen näher gebracht.
Auch ihr gilt mein herzlichster Dank!

Schnakeinen4c

Anknüpfend an meiner Cousine Worte muss ich folgendes erwähnen. Mein Vater wollte nicht mit mir nach Ostpreußen reisen.
Wollte nicht nach Schnakeinen zurück. Wenn ich ihn sonst auch becierzen konnte, hier hatte ich keine Chance mit meiner Bettelei.
Hatte er Angst? Angst vor den Russen, weil er im Krieg um Leningrad kämpfen musste?
Oder hatte er Angst vor Bildern wie diesen:
Die Wildnis, von der Erika spricht. Schnakeinen 1990-1992 was von Erika wie folgt beschrieben wird:

Schnakeinen-heute2.jpg

Das Kreuz zeigt ungefähr die Stelle, wo das Haus stand in dem ich mit Oma und Opa Dauter gewohnt habe. Im Hintergrund der dunkle Streifen, das ist die Dinge.


Schnakeinen-heute1

Das ist der Eingang vom Dorf, aus Porschkeim und Kreuzburg kommend. Wo früher links und rechts der Straße Gebäude standen, sieht man gerade mal drei rote Dächer blitzen.
Diese Reste stehen inzwischen wohl auch nicht mehr. Alte Seitenstraßen und Wege existieren wohl auch nicht mehr. Wenn, dann neue Trampelpfade.
Somit auch kein Anhaltspunkt, wo mal was stand.

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Moment mal, von Porschkeim kommend....., wieso aufgeben? Wir haben doch voll deinen Plan, liebe Erika:

Dorfskizze Schnakeinen-copy-2

Geht doch: Rechts kommt man von Porschkeim quasi auf den Schnakeiner Highway. Zweite rechts rein, gegenüber dem Armenfriedhof auf dem mein Opa Karl begraben ist, lag das Arbeiterhaus Kollien mit der No. 27. Da wohnte Oma mit Papa und Horst.

Erläuterungen zum Dorfplan-copy-2

Man betrachte auch hier das Insthaus von Hof Kollien mit der Nr. 27!

Und noch eine Dorfskizze von Schnakeinen:
Dorfplan-2.jpg

Wieder der Highway des Dorfes Schnakeinen. Diesmal von links nach rechts mit den Richtungen > von Labehnen kommend bis Kreuzburg > benannt.
Wir erinnern, das die Skizze vorab, von rechts als aus Porschkeim beschrieben wurde.
Erika bennent das Foto des Dorfeinganges Schnakeinen aus Richtung Porschkeim/Kreuzburg kommend.
Rechts rein zum Friedhof der Armen und gegenüber, direkt an der Straße das Haus Insthaus vom Hof Kollien.
Dir drei Ziffern weisen auf die Einwohner Heske, Kinder und Thiel hin. Nr. 204 -siehe Seelenliste oben- wurde von Anna Thiel, geb. Matz und den Söhnen Ernst und Horst bewohnt.

 

Alle Einwohner von Schnakeinen 1939

1-25

26-50

51-75

76-100

101-125

126-150

151-171

176-200

2001-225

226-231-Kopie-1.jpg

 

Da sind sie noch einmal "alle" vereint; die Schnakeiner! Und in Vaters altem Fotoalbum lassen sich tatsächlich einige Gesichter zu den, in der Liste stehenden, Namen finden...

Papa.jpg

Renate & Helga Kollien. Dazwischen mein Vater, ca. 1938 im Frühjahr-Sommer

 

Horst-Kannin.jpg

Onkel Horst Thiel, rechts daneben Horst Kollien (*1926) auf dem Kollien´schen Grundstück. Im Hintergrund gings zum Kreuzburger Stadtgrund, rechts davon stand das Bauernhaus Kollien. Links befand sich der Bauernfriedhof. Kanninchenjagd in Schnakeinen.

Horst-Kannin-ruck.jpg

Widmung auf der Rückseite des "Kanninchenbildes"

Horst-1988.jpg

Horst 1988

 

Kollien-Tochter.jpg

Gretel Albrecht & Helga Kollien (s. Einwohnerliste) vor dem Haus Kollien, wohl mit Gretels Hund. Daneben mein Vater.  Ca. 1940/41. Zwischen den Damen und dem Herrn: Das Kolliensche Milchsieb ;-)

 

Ja, ja mein lieber Vater und die Mädelz....

Martha-Boldt.jpg

Foto Martha Boldt, Nr. 43 in der Einwohnerliste. Dort wird sie als Hausangestellte des Otto Boldt genannt. Ihr Schicksal ist ungewiss...

 

Martha-Boldt-ruck.jpg

Rückseite Foto "Martha Boldt". Diese Widmung schrieb sie meinem Vater.


Christel Albrecht

Margarete Albrecht * 1922, gen. Gretel (Nr. 5 in der Einwohnerliste). Sie war die Tochter des Maurers Otto Albrecht aus Schnakeinen. Ihre Mutter Anna war eine geb. Schlicht. Gretel lebte nach der Flucht in Ahrensburg. Mein Vater und Gretel pflegten bis zu ihrem Tod noch engen Kontakt.

 


Gretel.jpg

Gretel im Januar 1942. Welches Schnakeiner Haus ist wohl im Hintergrund zu sehen? War es Gretels Elternhaus, das Albrecht´sche des Maurers...?

Gretel-Winter.jpg

Gretel im Winter in Schnakeinen. Schnakeiner Mädelz waren also tré chic!

 

 

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Ruth Götz. Schnakeiner Schulkind aus Labehnen. Sie erzählte mir, dass mein Vater bei den Mädchen des Dorfes beliebt war... Er spielte regelmäßig den Schnakeiner Weihnachtsmann.

Ruth heiratete später ihren Schulkameraden Mahadeo (gen. Bubi) Schwartinski aus Kissitten. Die beiden sind auf dem Schnakeiner Schulbild von 1938 zu sehen.

Unbenannte-Dame.jpg

Eine, leider unbekannte, junge Dame in Schnakeinen.

 

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Lehrer Ernst Lange *1882 (Nr. 130 der Einwohnerliste) im Winter vor der Schnakeiner Schule. Aufgenommen ca. 1936-1941. Er starb am 7. April 1942, wohl in Auswirkung seines soldatischen Ranges als Hauptmann, im Reserve Lazarett III in Königsberg/Maraunenhof. Die Todesumstände sind noch unbekannt.

Lange wird in der Chronik von Horst Schulz "Der Kreis Pr. Eylau" auch als Leiter der Kreiswanderbücherei für die Ausgabestelle Schnakeinen genannt. Die Volksschulklassen auf den Dörfern wurden in der Regel von einem Haupt-und einem Hilfslehrer geführt. Langes Kollegin war Dorothea Krüger.

Ernst Lange war verheiratet mit Klara, geb. Fuchs:

Reisepass Klara Lange-Bild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klara-Lange.jpg

Klara stammte aus einer Hoppendorf. Sie war die Tochter von Hugo Fuchs und entstammte somit einer Lehrerfamilie die über 3. Generationen in Hoppendorf ansässig war.

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Hugo Fuchs verlebte sein "Altenteil" bei Tochter und Schwiegersohn in Schnakeinen. S. Einwohnerliste in der er als Schulrektor a.D. benannt wird.

 

 

 

links > Hugo Fuchs

Pult.jpg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lehrer Lange wohl eher in Königsberg. Jedoch die Karten vermitteln einen Eindruck vom Erdkundeunterricht in der Schnakeiner Schule.


Wehrpass-Ernst-Lange-1.jpg

 

Ehepaar Lange hatte zwei Kinder, Elsa und Heinz. Elsa heiratete Martin Glaser.

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Heinz Lange, Sohn des Lehrer Lange aus Schnakeinen mit Nichte Annemarie

Ihre Tochter Annamarie wurde in Königsberg geboren. Annemarie wuchs jedoch in Schnakeinen auf.

Annemarie-Glaser1.jpg

 

Ernst Lange mit Enkelin Annemarie

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Annemarie mit Puppe

 

(Diese Fotos und Dokumente stammen aus dem privaten Fundus von Alexande, welche er mir freundlicherweise zur Verfügung stellte. Er ist ein Urenkel des Ernst Lange.) Lieber Alexander, ein herzliches Dankeschön für dein Interesse und deine Mitwirkung an diesen Seiten!

 


  Die Schnakeiner Chronistin

ErikaFoto

Cousine Erika Hanff, geb. Dauter aus Schnakeinen.


In ihrem Bändchen

Deckbl.jpg

SÄnnchen


fasst sie ihre Kindheitserinnerungen an Schnakeinen bis zur Flucht im Winter 1945 zusammen. Alle ihre Geschichten sind auch in verschiedenen Ausgaben des Pr. Eylauer Kreisblattes zu finden.              Erikas Erzählungen jetzt lesen

 

Unbekannte Schnakeinerin neben Oma Anna (re.)

 

Oma.jpg

Winter 1944 in Schnakeinen. Standort: Die Strasse führt bergauf nach Kreuzburg und abschüssig hinein nach Schnakeinen. Auch Helga Kollien weiss nicht, wer die Frau neben meiner Oma ist. Sie erläutert aber, das die beiden Frauen rechter Hand vom Insthaus Kollien und links vom Armenfriedhof stehen.

Was geschah danach, im schlimmen Kriegswinter in Schnakeinen?

 

Hier noch einige Fundstücke aus guten Zeiten:


 Die Schulkinder aus Schnakeinen von 1938

 

 

Schulkinder-1938.jpg

 

 

 

 

Namenliste-Schulkinder.jpg

 

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Die Schulkinder von Schnakeinen ca. 1928

 

Es ist eines der ältesten Bilder, die meine Oma Anna aus der Heimat retten konnte. Mein Vater wurde vom Lehrer Lange unterrichtet. Vater erzählte mir diese Geschichte zum unteren Bild:

Papa, warst du gut in der Schule?

Ich war der Beste.........., obwohl ich nie im Unterricht war.

Wieso nicht?

Der Lehrer fragte mich "Ernstchen, willst Unterricht machen oder lieber die Kuh hüten?"

Da habe ich die Kuh aus dem Stall geholt, sie mit einem Strick an den Baum gebunden, mich ins Gras gelegt und eine Piep geraucht....

 


Papa-s-Schulfoto-gross.jpg

Vaters Schulklasse in Schnakeinen. Aussen links, Lehrer Ernst Lange, direkt      daneben sein "bester Schüler" Ernst Thiel

Ernst Lange war seit 1912 in der Schnakeiner Schule beschäftigt. Lt. Einwohnerliste verstarb er 1942 in Königsberg.

 

Ernst-Lange.jpg

Wer sind die anderen Personen auf dem Schulbild?

 

Schna-Schule

Schule Schnakeinen mit Lehrerwohnung

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Fluchtbericht aus Schnakeinen von Cousine Erika


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Die Flucht meiner Familie aus Schnakeinen

und was ihnen danach widerfuhr

Eine Rekonstruktion aus den Briefen meiner Oma Anna, meines Onkel Horst, den Erzählungen meines Vaters Ernst Thiel und meiner Recherchen.


WastPapa1-Kopie-1.jpg

WastPapa2

 

Der letzte Einsatzraum meines Vaters als Soldat wird im Sommer 1944 schlicht mit Litauen von der WAST genannt. Zuvor war er, dem lieben Gott sei Dank, in den irrsinnigen Kämpfen um Leningrad in Pulkowa schwer verletzt worden. Das wird ihm das Leben gerettet haben.

Was von August 1944 bis Anfang 1945 im Leben meines Vaters geschah... wo genau er sich aufhielt... ich versuche es seit Jahren herauszufinden. Im Januar 1945 war er jedenfalls in Schnakeinen bei Oma Anna und Bruder Horst. Als Frontsoldat, der verletzt und nur noch als Kanonenfutter dienen konnte und die Gefahr für Ostpreußen und seine Familie durch die ungebremst vorrückende rote Arme erkannte, kam er auf wundersamen Pfaden noch einmal in die Heimat zurück. Papa erzählte:

"Ich habe versucht, deiner Oma zu erklären das wir da weg müssen, über die Ostsee. Durch meine Verletzung hätte ich einen Schiffs-Passierschein für uns alle bekommen. Jedenfalls hätte ich auf diesem Weg versucht, auch die Mutter und den Bruder dort rauszuholen. Der Russe war schon zu hören und würde gnadenlos sein. Aber Oma wollte nicht weg von zuhause. Zu allem Überfluss erkrankte Horst in dieser Zeit auch noch schwer. Ich brachte ihn mit dem Pferdewagen von Bauer Kollien ins Krankenhaus nach Kreuzburg. Oma war nun völlig zerrüttet. Sie jammerte nur noch, konnte sie ihren jüngsten Sohn doch nicht im Stich lassen.

Für mich war das eine Zerreissprobe mit wenig Bedenkzeit. Gustav, unser ältester Bruder war seit Sommer ´44 in Bessarabien verschollen. Ich nur sporadisch auf Heimaurlaub zuhause. Bruder Horst mit seinen 16 Länzen fast noch ein Kind und dem Ernst der Lage nicht bewusst. Deine Oma war starsinnig. Sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Hatte sie doch den ersten Weltkrieg miterlebt und da waren die Russen nicht bis in ihre Heimat vorgedrungen und später war alles wieder gut.

Sie verkannte die Situation und ich entschied mich, ohne Mutter und Bruder über die Ostsee zu fliehen. So zog ich ohne sie nach Pillau und fand neben Alten, Frauen, Kindern und Babys einen Platz auf einem Kreuzfahrtschiff.

Ich habe mich sehr geschämt, mich dort als junger Mann mit 24 Jahren so aus der Affäre zu stehlen. All dieses Leid um mich herum. Neben mir starb man, wurden Kinder entbunden und alle Schei.... und das Erbrechen dieser kleinen Überfahrt schien schlimmer als der gemeine Krieg den ich in den tiefsten Wäldern Russlands erlebt hatte.

Die Sorge um Mutter und Bruder und auch mein schlechtes Gewissen um meine Kameraden die während dessen ich über die Ostsee schaukelte, wohl ihr Leben lassen mussten.... in der Heimat.

Meines hatte ich gerettet und kam im Februar, in Wehrmachtsuniform und mit Krücken im Lübecker Hafen an. Hier hatte die britische Armee alles fest im Griff und ich gelangte in deren Gefangenschaft nach Munsterlager. Ich war gerettet!

Ich melde mich als landwirtschaftlicher Arbeiter und werde 1946 zu einem Bauern in die Lüneburger Heide abkommadiert. Auf dem Tanzboden lerne ich deine Mutter kennen..... Wir heiraten 1947..... Was mit meiner Mutter und Bruder Horst aus Schnakeinen geschehen ist, wusste ich bis dahin noch nicht...

Ein Brief... und das erste bekannte Lebenszeichen 

...meiner Oma Anna nach West-Deutschland: Am 27.02.1949 schrieb sie aus Aue/Sachsen an die Kollien Familie in Lübeck: 

Sehr geehrte Familie Kollien!

Da ich Ihre Adresse erfahren habe, will ich schnell ein paar Zeilen an Sie richten. Sie werden ja erstaunt sein einen Brief von mir zu erhalten. Es freut mich sehr, von meinen Bekannten in Ostpreußen zu erfahren. Ich wohne in Aue/Sachsen mit Horst zusammen. Ich muss nicht mehr arbeiten. Horst arbeitet in einem Bergwerk. Untertage, d.h. 30m tief unter der Erde, was sehr, sehr schwer und lebensgefährlich ist.......

...Horst ging gerade zum Kino ich bin so für mich alleine und denke gerade über alles so nach. Meine Gedanken sind die ganzen Jahre in der Heimat und bei meinen lieben Kindern, Verwandten und Bekannten aber von niemand bekomme ich eine Nachricht. Weiß Gott, ob sie alle Tod mögen sein. Die Kinder habe ich schon verloren denn mein Sohn Gustav ist schon fünf Jahre weg und Ernst schon vier Jahre.

Geehrte Familie Kollien, wenn Sie mal was erfahren sollten von meinen lieben Kindern, meinen Verwandten und bekannten, lassen Sie mir das bitte zu Teil werden....

.....Schon bald zwei Jahre sind wir in Aue/Sachsen. Zwei Jahre davor noch habe ich in Pommern zu Stolp gewohnt, bei den Polen. Alles habe ich verloren, erst die Pferde mit Wagen, dann die Wäsche und Kleider die wir besassen. Bis wir beinahe nackend dastanden. Horst musste gleich am ersten Tag alles Inventar reklamieren, die Uhr und die Stiefel abgeben. Da blieb er in Socken stehen. Mich nahmen sie gefangen, ich konnte mich garnicht mehr ernähren. War nicht viel zu essen da. Und noch dazu war das Wasser fast immer unsere Mahlzeit......

Ja lieber Herr Kollien, die Feldpostnummer von Ernst werde ich Ihnen schicken aber das Truppenteil kann ich leider nicht sagen. Wird auch jetzt alles zwecklos sein... Nicht wahr, lieber Herr Kollien?!

Jetzt werde ich mein Schreiben schliessen. Leben Sie wohl und bleiben Sie alle recht schön gesund. Ob wir uns mal werden wiedersehen, ich glaube an keine Wunderchen.

Es grüsst Sie von Herzen Frau Thiel nebst Horst

 

Fortsetzung folgt....

Hier eine Seite zum Thema Flucht und Vertreibung in der SBZ/DDR

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Schnakeinen und seine Bewohner nach 1945



 

 

Papa-Ostpreu-enblatt-PAPA.jpg

 

Artikel Ostpreußenblatt2-1

 

Let´s discribe the whole world


Schnakeinen bei Wikimapia: Schnakeinen heute


Schnakeinen Google-groß

 

Dorfskizze-Schnakeinen.jpg

Schnakeinen Google-groß



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Lieber Leser,

Schnakeinen liegt mir sehr am Herz. Es war der Geburtsort meines Vaters und die letzte wirkliche Heimat meiner Oma. Ännchen hat das Dorf noch oft nach der Vertreibung in diedamalige DDR in ihren Briefen an Papa erwähnt. Er selbst fand in Westdeutschland ein neues Zuhause. Die 600 StraßenkilometerTrennung (Lbg. Heide-Aue) kann man sich wohl schlimmer vorstellen, als heute die Entfernung nach Südafrika.
Ännchens Nachlass, der aus über 60 Briefen und wenigen Fotos besteht, sollte mir einigen Aufschluss über die familiäre Situation geben, von der mein Vater nichts berichten konnte.
Ich konnte also mehr Material sammeln, als ich es mir noch vor 15 Jahren erträumt habe.
Wer von euch noch etwas zum Ort
Schnakeinen und seinen Bewohnern
beitragen kann, melde sich bitte bei mir unter der Mailadresse:

tharauvillage@yahoo.de

Gerne komme ich für entstehende Unkosten auf.

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Beiträge von Lesern zu diesem Thema

 

18.12.2010

Im Kreisblatt hatte ich über die goldene Hochzeit vom Schnakeiner Fritz Wiechert (s. Einwohnerliste) und Frau gelesen und ihnen meine Glückwünsche telefonisch mitgeteilt. Wie oft bei Kontakten mit Ostpreußen entstand sofort eine vertraute Atmosphäre und ein informatives Gespräch. Kurz darauf erhielt ich E-Post und ein schönes Foto aus Schnakeinen von den beiden Jubilaren:

Fritz Wiechert2

 

Schnakeinen 1996-groß-

Herzlichen Dank dafür an Fritz und Ingrid!

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 23. September 2011

Gastebuch-von-tharauvillage10-2011-2.jpg

Ich erhalte daraufhin eine Mail von Eva mit spannenden Dokumenten über Evas Ostpreußische Familien: Holzke, Mattern, Groß, Altrock, Altroggen, Gruhn, Kuhr, Kohn.

Taufschein.Johanna-Matern-Kopie-1.jpg

Evas Ahnen: Weitere Dokumente

Recht herzlichen Dank an Eva für dieses tolle Material zur Ahnenforschung! Wer kann Eva bei ihrer Ahnenforschung unterstützen, wer hat Anknüpfungspunkte???

Mailadresse: evalucho60@aol.com

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Am 11.02.2012 erreicht mich dieser Gästebucheintrag von Sandra:

Gastebuch-Sandra1.jpg

Sandras Familie findet sich in den Schnakeiner Einwohnerlisten mit folgendem Eintrag:

Nachtigall

Sandras Großvater Fritz war der Bruder des Gutsbesitzers Kurt Nachtigall aus Schnakeinen:

Kurt-Nachtigall.jpg

Über das Gut von Kurt Nachtigall steht in Niekammers Güteradressbuch folgendes zum Bestand:

dLibra-Digitale-BibliothekBild-1.jpg

Größe in Ha = 168

Ackerland incl. Gärten = 100

Wiesen = 4

Weiden = 60

Holzungen = 0

Unland/Wege = 6

Wasser = 0

Pferde = 18

Rindvieh = 70

davon Kühe = 26

Schafe = 6

Schweine = 26

Amtsanschluß Nummer: 234

.....................................................................................

Familie Fritz Nachtigall wird gleichzeitig in den Einwohnerlisten von Schnakeinen und Kreuzburg aufgeführt.

Sandras Großmutter, Anna Nachtigall, geb. Bruchmann hat einen sehr ausführlichen Fluchtbericht hinterlassen. Sandras Tante Hannelore hat ihr Einverständnis für eine Veröffentlichung auf diesen Seiten gegeben.

Meinen recht herzlichen Dank an Sandra und ihre Familie für die Mitgestaltung der Schnakeinen Seiten!

 

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Fluchtbericht der Anna Nachtigall

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Fluchtbericht Anna Nachtigall-11halbe Seite

 

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Meine Reise nach Lübeck zu Helga Wichert, geb. Kollien 16.Oktober 2011

Bereits im Sommer 2010 hatte ich telefonischen Kontakt zu Helga in Lübeck aufgenommen.

....Helga (*1928) war die älteste Tochter des Landwirt und letzten Bürgermeisters in Schnakeinen, Emil Kollien. Auf dessen Grundstück hatten Oma Anna, mit Papa Ernst und Onkel Horst im Insthaus gelebt und für Emil Kollien gearbeitet. Helgas Schwester Renate (1930) hatte meinen Vater so sehr gerührt, das er seine erste Tochter zu ihrer Namensvetterin macht. Helgas Bruder Horst (*1926) kam nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Bei meiner Vorstellung am Telefon war Helga sofort orientiert zu Oma Anna. Sie und ihre Schwester Renate hatten mit ihr oft auf den Kollienschen Feldern gearbeitet. Oma hat viel gesungen und den Mädchen heimatliche Geschichten dabei erzählt. Eine sehr fleissige Arbeiterin sei sie gewesen, liebenswürdig, fast untertähnig und sehr gottesfürchtig: "Dat leeve Goattcke wirds recht machen", soll Oma bei Zuwendungen (in Form von Naturalien) gesagt haben.

Helga erinnert sich auch an Papa und Onkel Horst. Sie erzählt mir am Telefon vom Leben in Schnakeinen, seinen Einwohnern und .... von der Flucht und dem Leben danach.

Unmöglich dies alles während eines Telefonates schriftlich festzuhalten. Nach mehreren Gesprächen in denen die Vertrautheit und die Verbundenheit zu Ostpreußen, das förmliche SIE ausbotet wird klar: Wir müssen uns einfach persönlich kennen lernen und uns austauschen. "Aber jetzt bin ich so gebrechlich und so willst du mich kennen lernen?!", war Helgas letzter Einwand. "Ja, jetzt oder nie", war meine Antwort....

Am 16. Oktober 2011 ist es soweit. Ich besuche Helga, die nun 82 Jahre alt ist, in ihrer betreuten Wohnung in Lübeck. Nein, wir haben uns zuvor keine Fotos via Handy oder Mail gesendet. Wir erlebten uns heute quasi pur. Helga holte mich, auf dem Rollator sitzend, am Parkplatz ab. Eine zierliche Person mit weissen Haaren. Ein freundliches Gesicht, mit viel Herzlichkeit in der Stimme gibt mir einen Begrüssungskuss auf die Wange. Und einmal mehr bin ich angekommen und fühle mich aufgenommen im Kreis der Ostpreußen.

Bevor wir zum Mittagessen gehen stelle ich meine "Ausrüstung": Laptop, Digicam, Fotoalben und den Ordner mit den Einwohnerlisten, Ortsplänen, Omas Briefen und denen von Helgas Eltern in der Wohnung ab.

Mein Blick fällt sofort auf eine Fotografie über Helgas Sofa:


Helga-Schnakeinen.jpg

In den 1940ern vor dem Kollien´schen Haus: erste Reihe von li., Kurt Hennig neben Schwester Herta Hennig. Familie G.... aus Kreuzburg. Hinter Herta, Emil Kollien, Landwirt und Bürgermeister in Schnakeinen bis 1945

Helga-Fotostudium.jpg

Helga Wichert, geb. Kollien aus Schnakeinen am 16.10.2011 in Lübeck. Beim Fotostudium unserer Ostpreußen-Alben..... entdeckt Helga in meinem ihren Bruder Horst wieder.....

Horst Kannin

Der blonde, bislang unbekannte, junge Spielgefährte meines Onkel Horst war Helgas älterer Bruder Horst Kollien (*1926). Horst "blieb als Soldat im Krieg".

Nur ein einziges Foto ist ihr persönlich aus Ostpreußen geblieben.... Auf Helgas Schrankwand finde ich eben dieses, ihres lieben Bruders Horst....

Horst Kollien


Fortsetzung folgt.....

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  Neues aus Schnakeinen - Kaum zu glauben

aber wahr: Am 4.6.2012, dies wäre der 92. Geburtstag meines Vaters gewesen, erreicht mich über die Kommentarfunktion dieser Blogseiten eine Nachricht aus Schnakeinen.

Hier der Originaltext:



Valery-1-Kopie-1.jpg

Nachdem ich meine erste Sprachlosigkeit überwunden hatte, musste ich mir mal wieder sagen, dass es keine Wunder gibt.

Irina und Valery haben scheinbar meinen Traum gelebt und mein Happy End vollendet. Aber wie war mein Traum nochmal?

Zum Andenken wollte ich alle Bewohner des Dorfes Schnakeinen noch einmal zusammen bekommen. Wollte dessen Geschichte und die der Menschen dort kennen lernen. Ich wollte verstehen, wie meine Familie vor 1945 in Ostpreußen gelebt hat. Warum ihre Heimat sie so stark geprägt hat. Woher ihre Sehnsucht nach einem winzigen Dorf und ihren Nachbarn alle so stark bis zum Tod beschäftigt hat. Ich wollte begreifen lernen, warum es so vielen Menschen wie meiner Oma Anna und meinem Vater erging. In einem Zeitalter, in dem wir den Jetlag langer Flüge für Urlaube gerade zu geniessen und diese Krankheit in den Wellness Tempeln der Welt kurieren in 45 Minuten kurieren lassen können.

Meine Recherchen wurden ungeahnt reich. Ich lernte lieben, was ich nie gesesehen oder erlebt hatte. Ich konnte meine übergrosse Sehnsucht begreifen. WURZELN kann man nicht verpflanzen, ÄPFEL fallen nicht weit vom Stamm, GRENZEN verursachen Borderline-Störungen. Ohne GESCHICHTE hätten wir keine Zukunkt, vor GOTT sind alle Menschen gleich.

Ich wollte die alten Schnakeiner mit ihrem Schmerz respektieren, wenn sie von ihren Reisen erzählten und erklärten, "Schnakeinen ist tot, da ist nichts mehr".

Die alten Ortspläne habe ich gesammelt, die Einwohnerlisten und habe mir erklären lassen wo was mal war. Fotos habe ich gesammelt die allem Leben einhauchen sollten. Rüsten wollte ich mich für meine Schnakeinen Reise, um zu widerlegen, was die Alten berichteten. Mit dem Klappspaten wollte ich losziehen, um soviel wie möglich dort im schnsten Flecken der Welt auszubuddeln. Ich erntete niemals in all den Jahren Spott, Hohn oder Mitleid, obwohl ich mir selbst wohl nicht so recht geglaubt habe.

Mir und meinem Traum: Oma Anna´s und Vaters Heimat lebt doch noch!

Nun kommen Irina und Valery in zwei Mails und mit einigen Fotos aus Schnakeinen direkt zu mir ins Wohnzimmer und in mein Leben. Mein Traum ist Wirklichkeit und nein; Ich packe den Klappspaten noch nicht aus. Jetzt geht es erst richtig los

 




Kirche Kreuzburg mit Seiteneingang

1928 aus dem Familienalbum Kalkau, Dreier, Samland, Thiel. Noch unbekanntes Familienmitglied vor der Kreuzburger Kirche. Vor dem Seiteneingang.

Taufbecken in der Kreuzburger Kirche

Innenraum mit Blick zum Altar

Orgel

2002: Kirchenruine Kreuzburg


Vermutlich wurde auch mein Großvater Karl Thiel in der Kreuzburger Kirche getauft. Leider sind alle Unterlagen dazu verschollen.

Aber.....rund 80 Jahre vor meinem Vater und seinem Bruder wurde mein Urgroßvater Carl August Thiel bereits in Kreuzburg getauft, wie dieser Auszug aus dem Taufregister belegt.

In den Präsentationstabellen des Amt Preußisch Eylau ist mein Urgroßvater Carl August Thiel als Eigenkäthner vermerkt. Der Eintrag kommt einem Grundbuch gleich. Darin steht geschrieben:

 

Schnakeinen Nro . 37 PT vom Dorf Schnakeinen ~ In früherer Zeit gehörte dieses Dorf zu dem Amte Kobbelbude - den 30ten August 1876

Eigenkäthner 

Carl Thiel o . Carl Kuehn j . Heinrich Wi t t (gestr .) j . Carl Kühn j . a . Wittwe Luise Kühn b. unverehel Marie Joh. Kühn c . Schmied Carl August Kühn 1927 Maurer August Schwermer u . Ehefr au Marie geb. Kühn - 1 ha 32 a 90 qm geändert auf 1 ha 11 a 02 qm - 3 .10 - Kontract v . 5 ten Juni 1729 - GB Kobbelbude 52 - 3 Mark Grundzins 10 Pfg Büttel~ geld

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Urgroßvater Carl August Thiel wurde am 24.10.1847 in Schnakeinen geboren. Er starb dort am 20. Januar 1894 an Hautkrebs. Vermutlich wurde um diesen Zeitraum das Eigentum gestrichen. Das Gebäude, dass Carl August Thiel einst gehörte ging dann in den Besitz vom Schmied Carl August Kühn in Schnakeinen. Er ist nicht in der Einwohnerliste verzeichnet. Die Liste wurde 1939 erstellt. Das Carl August Kühn zuvor verstorben sein muss, zeigt dieser Hinweis in den Grundbuchauszügen Schnakeinens. Carl August Kühn besaß noch ein weiteres Haus dort:

Eigenkäthner

7 Wittwe Anna Witt O . Chrp : (Christoph) Witt j . Herrmann Wohlgethan j . Schmiedemstr . August Kühn u . Bertha geb . Samland - 1 ha 19 a 70 qm geändert auf 04 a 20 qm - 1 . 60 - Verschreibg . v . 1ten October 1790 GB Kobbelbude 87 -

Seine Witwe Bertha Kühn geb. Samland finden wir mit ihren Kindern Robert und Paula in der Einwohnerliste von Schnakeinen.

Nach Carl August Kühn ging das Gebäude meines Urgroßvaters laut Grundbuch 1927 an den Maurer August Schwermer und seine Ehefrau Marie, geb. Kühn. Nun liegt es nahe, dass Marie Schwermer, geb. Kühn mit Carl August Kühn verwandt war. Unter Nr. 197 und 198 finden wir den Maurer August Schwermer, der 1870 geboren ist. In seinem Haushalt leben seine Ehefrau Marie und Tochter Marta Schwermer, geboren 1907.

Das Grundstück das in der Einwohnerliste unter 197/198 gekennzeichnet ist finden wir auf dem Dorfplan von Schnakeinen wieder:

Als ich Helga Kollien, die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters, eine waschechte Schnakeinerin in Lübeck besuchte zeigte sie mir dieses Foto.

Die Aufnahme stammt von einem Besuch Helgas in den 1990er Jahren. Zu dem Zeitpunkt befanden sich nur noch vier der ehemals 29 Wohn-und Wirtschaftsgebäude im Dorf. Die ehemaligen Bewohner konnten sich darum nur schwer orientieren und das was noch vorhanden war, kaum zuordnen.

2012 erreichte mich allerdings Post von damaligen russischen Bewohnern aus Schnakeinen. Mit ihren Fotos der letzten Gebäude in Schnakeinen lieferten sie den Beweis, dass es sich bei der Aufnahme von Helga um das alte Haus meines Urgroßvaters handeln muss.

Das Foto wurde zugesandt von B.G., dem Neffen von Helga Kollien. Danke für die Mühe und das Einverständnis zur Veröffentlichung.

 

Schnakeinen links 1942 mit Gretel Albrecht in Front ihres Elternhauses Albrecht. Gleiches Gebäude im heutigen  Poberezhe 2012:

Gelöst: Dieses Haus wurde von meinem Urgroßvater Carl August Thiel gebaut. Er bewohnte es bis zu seinem Tod 1894 mit seiner Frau Amalie geb. Ewert *1850 in Wilmsdorf + 1937 in Schnakeinen

und den Kindern

 

 

 

 

Maria             1878 -1924 in Schnakeinen

Berta             1882 - + um 1950 in Möhra/Th.

Johanna

Karl                1886 - 1933 in Schnakeinen

Ob meine Urgroßmutter mit den Kindern nach dem Verkauf dort im Haus weiter wohnen konnte, werde ich wohl nicht erfahren.


Schnakeinen: Vater´s Tohus

 

   oder.... Eine Erfolgsstory beginnt....

Wer hier bereits einige Seiten gelesen hat der weiss, dass meine Suche nach meiner ostpreußischen Familie nach dem Tod meines Vaters begonnen hat.
Aber wo fängt man an?
Ich entschied mich für die Ortssuche! Nach dem Dorf, von dem mein Vater mir imme wieder erzählt hatte:

Schnakeinen, dem 219 Seelen- und Geburtsort meines Vaters, das unweit von Kreuzburg / OP im Kreis Pr. Eylau lag. Meine 15jährige Suche brachte bis heute dies ein:


Geschichte der Gemeinde Schnakeinen

zum Vergrößern anklicken

 

Geschi-Schnak1.jpg

 

Geschi-Schnak2.jpg

 

Geschi-Schnak3.jpg

 

Geschi-Schnak4.jpg

 


  Dienstpflichtige Männer Schnakeinens 1778

 

Unbenannt1

 

Manner-Schnakeinen.jpg

 

Was über das kleine Dorf Schnakeinen und seine Bewohner in den Kreisblättern von Pr. Eylau steht

 

Deckblatt 1841Zu-Deckbl.jpg

Friedrich Gottfried Podehl, Bauernsohn aus Schnakeinen muss seine Wehrpflicht antreten

 

 

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 Was 1996 verzweifelt und scheinbar aussichtslos begann, endete 2001 mit einem Happy-end.

 


Auf meine Anfrage in der Ost-Westpreußenliste OWP-Liste
-einem Forum für Ahnenforscher- bekam ich von einem Mitforscher folgenden Hinweis zu Schnakeinen:

In der Ausgabe 2000 habe es einen Bericht über das Dorf gegeben. Zugleich fragt dieser an, ob ich Interesse an Kopien dieses Artikels hätte, er würde mir diese gerne senden!
Gibt es das? Ja und diese phänomenale Hilfsbereitschaft ist unter Ahnen- und Familienforschern sogar recht verbreitet.
Es sollte (m)ein Anfang sein:

Deckblatt-Kreisblatt-2000.jpg
Und dann endlich geht´s los mit dem

Schnakeinen1a-copy-3.jpg
Schnakeinen2b.jpg
Schnakeinen2c.jpg

Da ging er also zur Schule, der Herr Papa. Wenn er nicht Lehrers Kuh hütete...


Schnakeinen3b.jpg
Schnakeinen3c.jpg
Schnakeinen4-copy-2.jpg

 

Da steht´s: Vom Bauern Kollien hatte Vater oft berichtet. Auf dessen Hof arbeitete er als Gespannführer bis 1941. Dort lebte er also auch, mit Oma Anna und seinem Bruder Horst. Dann sollte auch er in den Krieg ziehen.
Viele der anderen Dorfbewohner schienen mir aus seinen Erzählungen vertraut. Schott und Venohr, Kinder und Albrecht. Frau Gretel Albrecht hatte ich sogar persönlich kennen gelernt.
Nach einer der Töchter des Bauern Kollien sollte später meine Schwester benannt werden.
Ja, da hatte nun also die Wiege meines Vaters gestanden: Im Arbeiterhaus Kollien. Dort hatte mein Vater seine Kindheit und Jugend verbracht.
Dies ging bereits aus den Seelenlisten hervor.

Gemeindelisten-Scan-Kopie-1.jpg

 

Seelenliste-Thiel-Kopie-1.jpg

 

Anna-gross.jpg

 

Oma1HorstPapa Hoch

Oma Anna Thiel mit den Söhnen Horst und Ernst 1938


Aue.jpg

Annas letzter Wohnort nach der Flucht, Aue/Sachsen, wo sie 1952 verstarb, wird erwähnt.

 

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....Auch die Verfasserin des "Spaziergang durch Schnakeinen" war bisher eine Unbekannte aber dennoch Bekannte. Wie sich herausstellte, hatte ich mit Erika eine Cousine gefunden. Sie ist die Tochter von meiner Tante Lotte Thiel, geb. Baß.
Wir telefonierten noch am gleichen Tag, nach dem ich den Bericht erhalten hatte.
Erika hat mir fortan sehr bei der Suche geholfen und mir Ostpreußen und seine liebenswürdigen Menschen näher gebracht.
Auch ihr gilt mein herzlichster Dank!

Schnakeinen4c

Anknüpfend an meiner Cousine Worte muss ich folgendes erwähnen. Mein Vater wollte nicht mit mir nach Ostpreußen reisen.
Wollte nicht nach Schnakeinen zurück. Wenn ich ihn sonst auch becierzen konnte, hier hatte ich keine Chance mit meiner Bettelei.
Hatte er Angst? Angst vor den Russen, weil er im Krieg um Leningrad kämpfen musste?
Oder hatte er Angst vor Bildern wie diesen:
Die Wildnis, von der Erika spricht. Schnakeinen 1990-1992 was von Erika wie folgt beschrieben wird:

Schnakeinen-heute2.jpg

Das Kreuz zeigt ungefähr die Stelle, wo das Haus stand in dem ich mit Oma und Opa Dauter gewohnt habe. Im Hintergrund der dunkle Streifen, das ist die Dinge.


Schnakeinen-heute1

Das ist der Eingang vom Dorf, aus Porschkeim und Kreuzburg kommend. Wo früher links und rechts der Straße Gebäude standen, sieht man gerade mal drei rote Dächer blitzen.
Diese Reste stehen inzwischen wohl auch nicht mehr. Alte Seitenstraßen und Wege existieren wohl auch nicht mehr. Wenn, dann neue Trampelpfade.
Somit auch kein Anhaltspunkt, wo mal was stand.

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Moment mal, von Porschkeim kommend....., wieso aufgeben? Wir haben doch voll deinen Plan, liebe Erika:

Dorfskizze Schnakeinen-copy-2

Geht doch: Rechts kommt man von Porschkeim quasi auf den Schnakeiner Highway. Zweite rechts rein, gegenüber dem Armenfriedhof auf dem mein Opa Karl begraben ist, lag das Arbeiterhaus Kollien mit der No. 27. Da wohnte Oma mit Papa und Horst.

Erläuterungen zum Dorfplan-copy-2

Man betrachte auch hier das Insthaus von Hof Kollien mit der Nr. 27!

Und noch eine Dorfskizze von Schnakeinen:
Dorfplan-2.jpg

Wieder der Highway des Dorfes Schnakeinen. Diesmal von links nach rechts mit den Richtungen > von Labehnen kommend bis Kreuzburg > benannt.
Wir erinnern, das die Skizze vorab, von rechts als aus Porschkeim beschrieben wurde.
Erika bennent das Foto des Dorfeinganges Schnakeinen aus Richtung Porschkeim/Kreuzburg kommend.
Rechts rein zum Friedhof der Armen und gegenüber, direkt an der Straße das Haus Insthaus vom Hof Kollien.
Dir drei Ziffern weisen auf die Einwohner Heske, Kinder und Thiel hin. Nr. 204 -siehe Seelenliste oben- wurde von Anna Thiel, geb. Matz und den Söhnen Ernst und Horst bewohnt.

 

Alle Einwohner von Schnakeinen 1939

1-25

26-50

51-75

76-100

101-125

126-150

151-171

176-200

2001-225

226-231-Kopie-1.jpg

 

Da sind sie noch einmal "alle" vereint; die Schnakeiner! Und in Vaters altem Fotoalbum lassen sich tatsächlich einige Gesichter zu den, in der Liste stehenden, Namen finden...

Papa.jpg

Renate & Helga Kollien. Dazwischen mein Vater, ca. 1938 im Frühjahr-Sommer

 

Horst-Kannin.jpg

Onkel Horst Thiel, rechts daneben Horst Kollien (*1926) auf dem Kollien´schen Grundstück. Im Hintergrund gings zum Kreuzburger Stadtgrund, rechts davon stand das Bauernhaus Kollien. Links befand sich der Bauernfriedhof. Kanninchenjagd in Schnakeinen.

Horst-Kannin-ruck.jpg

Widmung auf der Rückseite des "Kanninchenbildes"

Horst-1988.jpg

Horst 1988

 

Kollien-Tochter.jpg

Gretel Albrecht & Helga Kollien (s. Einwohnerliste) vor dem Haus Kollien, wohl mit Gretels Hund. Daneben mein Vater.  Ca. 1940/41. Zwischen den Damen und dem Herrn: Das Kolliensche Milchsieb ;-)

 

Ja, ja mein lieber Vater und die Mädelz....

Martha-Boldt.jpg

Foto Martha Boldt, Nr. 43 in der Einwohnerliste. Dort wird sie als Hausangestellte des Otto Boldt genannt. Ihr Schicksal ist ungewiss...

 

Martha-Boldt-ruck.jpg

Rückseite Foto "Martha Boldt". Diese Widmung schrieb sie meinem Vater.


Christel Albrecht

Margarete Albrecht * 1922, gen. Gretel (Nr. 5 in der Einwohnerliste). Sie war die Tochter des Maurers Otto Albrecht aus Schnakeinen. Ihre Mutter Anna war eine geb. Schlicht. Gretel lebte nach der Flucht in Ahrensburg. Mein Vater und Gretel pflegten bis zu ihrem Tod noch engen Kontakt.

 


Gretel.jpg

Gretel im Januar 1942. Welches Schnakeiner Haus ist wohl im Hintergrund zu sehen? War es Gretels Elternhaus, das Albrecht´sche des Maurers...?

Gretel-Winter.jpg

Gretel im Winter in Schnakeinen. Schnakeiner Mädelz waren also tré chic!

 

 

Ruth-.jpg

 

Ruth Götz. Schnakeiner Schulkind aus Labehnen. Sie erzählte mir, dass mein Vater bei den Mädchen des Dorfes beliebt war... Er spielte regelmäßig den Schnakeiner Weihnachtsmann.

Ruth heiratete später ihren Schulkameraden Mahadeo (gen. Bubi) Schwartinski aus Kissitten. Die beiden sind auf dem Schnakeiner Schulbild von 1938 zu sehen.

Unbenannte-Dame.jpg

Eine, leider unbekannte, junge Dame in Schnakeinen.

 

Ernst-Lange-vor-der-Schule.jpg

Lehrer Ernst Lange *1882 (Nr. 130 der Einwohnerliste) im Winter vor der Schnakeiner Schule. Aufgenommen ca. 1936-1941. Er starb am 7. April 1942, wohl in Auswirkung seines soldatischen Ranges als Hauptmann, im Reserve Lazarett III in Königsberg/Maraunenhof. Die Todesumstände sind noch unbekannt.

Lange wird in der Chronik von Horst Schulz "Der Kreis Pr. Eylau" auch als Leiter der Kreiswanderbücherei für die Ausgabestelle Schnakeinen genannt. Die Volksschulklassen auf den Dörfern wurden in der Regel von einem Haupt-und einem Hilfslehrer geführt. Langes Kollegin war Dorothea Krüger.

Ernst Lange war verheiratet mit Klara, geb. Fuchs:

Reisepass Klara Lange-Bild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klara-Lange.jpg

Klara stammte aus einer Hoppendorf. Sie war die Tochter von Hugo Fuchs und entstammte somit einer Lehrerfamilie die über 3. Generationen in Hoppendorf ansässig war.

Hugo-Fuchs.jpg

Hugo Fuchs verlebte sein "Altenteil" bei Tochter und Schwiegersohn in Schnakeinen. S. Einwohnerliste in der er als Schulrektor a.D. benannt wird.

 

 

 

links > Hugo Fuchs

Pult.jpg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lehrer Lange wohl eher in Königsberg. Jedoch die Karten vermitteln einen Eindruck vom Erdkundeunterricht in der Schnakeiner Schule.


Wehrpass-Ernst-Lange-1.jpg

 

Ehepaar Lange hatte zwei Kinder, Elsa und Heinz. Elsa heiratete Martin Glaser.

Heinz-Lange.jpg

Heinz Lange, Sohn des Lehrer Lange aus Schnakeinen mit Nichte Annemarie

Ihre Tochter Annamarie wurde in Königsberg geboren. Annemarie wuchs jedoch in Schnakeinen auf.

Annemarie-Glaser1.jpg

 

Ernst Lange mit Enkelin Annemarie

mit-Enkel.jpg

Annemarie mit Puppe

 

(Diese Fotos und Dokumente stammen aus dem privaten Fundus von Alexande, welche er mir freundlicherweise zur Verfügung stellte. Er ist ein Urenkel des Ernst Lange.) Lieber Alexander, ein herzliches Dankeschön für dein Interesse und deine Mitwirkung an diesen Seiten!

 


  Die Schnakeiner Chronistin

ErikaFoto

Cousine Erika Hanff, geb. Dauter aus Schnakeinen.


In ihrem Bändchen

Deckbl.jpg

SÄnnchen


fasst sie ihre Kindheitserinnerungen an Schnakeinen bis zur Flucht im Winter 1945 zusammen. Alle ihre Geschichten sind auch in verschiedenen Ausgaben des Pr. Eylauer Kreisblattes zu finden.              Erikas Erzählungen jetzt lesen

 

Unbekannte Schnakeinerin neben Oma Anna (re.)

 

Oma.jpg

Winter 1944 in Schnakeinen. Standort: Die Strasse führt bergauf nach Kreuzburg und abschüssig hinein nach Schnakeinen. Auch Helga Kollien weiss nicht, wer die Frau neben meiner Oma ist. Sie erläutert aber, das die beiden Frauen rechter Hand vom Insthaus Kollien und links vom Armenfriedhof stehen.

Was geschah danach, im schlimmen Kriegswinter in Schnakeinen?

 

Hier noch einige Fundstücke aus guten Zeiten:


 Die Schulkinder aus Schnakeinen von 1938

 

 

Schulkinder-1938.jpg

 

 

 

 

Namenliste-Schulkinder.jpg

 

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Die Schulkinder von Schnakeinen ca. 1928

 

Es ist eines der ältesten Bilder, die meine Oma Anna aus der Heimat retten konnte. Mein Vater wurde vom Lehrer Lange unterrichtet. Vater erzählte mir diese Geschichte zum unteren Bild:

Papa, warst du gut in der Schule?

Ich war der Beste.........., obwohl ich nie im Unterricht war.

Wieso nicht?

Der Lehrer fragte mich "Ernstchen, willst Unterricht machen oder lieber die Kuh hüten?"

Da habe ich die Kuh aus dem Stall geholt, sie mit einem Strick an den Baum gebunden, mich ins Gras gelegt und eine Piep geraucht....

 


Papa-s-Schulfoto-gross.jpg

Vaters Schulklasse in Schnakeinen. Aussen links, Lehrer Ernst Lange, direkt      daneben sein "bester Schüler" Ernst Thiel

Ernst Lange war seit 1912 in der Schnakeiner Schule beschäftigt. Lt. Einwohnerliste verstarb er 1942 in Königsberg.

 

Ernst-Lange.jpg

Wer sind die anderen Personen auf dem Schulbild?

 

Schna-Schule

Schule Schnakeinen mit Lehrerwohnung

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Fluchtbericht aus Schnakeinen von Cousine Erika


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Die Flucht meiner Familie aus Schnakeinen

und was ihnen danach widerfuhr

Eine Rekonstruktion aus den Briefen meiner Oma Anna, meines Onkel Horst, den Erzählungen meines Vaters Ernst Thiel und meiner Recherchen.


WastPapa1-Kopie-1.jpg

WastPapa2

 

Der letzte Einsatzraum meines Vaters als Soldat wird im Sommer 1944 schlicht mit Litauen von der WAST genannt. Zuvor war er, dem lieben Gott sei Dank, in den irrsinnigen Kämpfen um Leningrad in Pulkowa schwer verletzt worden. Das wird ihm das Leben gerettet haben.

Was von August 1944 bis Anfang 1945 im Leben meines Vaters geschah... wo genau er sich aufhielt... ich versuche es seit Jahren herauszufinden. Im Januar 1945 war er jedenfalls in Schnakeinen bei Oma Anna und Bruder Horst. Als Frontsoldat, der verletzt und nur noch als Kanonenfutter dienen konnte und die Gefahr für Ostpreußen und seine Familie durch die ungebremst vorrückende rote Arme erkannte, kam er auf wundersamen Pfaden noch einmal in die Heimat zurück. Papa erzählte:

"Ich habe versucht, deiner Oma zu erklären das wir da weg müssen, über die Ostsee. Durch meine Verletzung hätte ich einen Schiffs-Passierschein für uns alle bekommen. Jedenfalls hätte ich auf diesem Weg versucht, auch die Mutter und den Bruder dort rauszuholen. Der Russe war schon zu hören und würde gnadenlos sein. Aber Oma wollte nicht weg von zuhause. Zu allem Überfluss erkrankte Horst in dieser Zeit auch noch schwer. Ich brachte ihn mit dem Pferdewagen von Bauer Kollien ins Krankenhaus nach Kreuzburg. Oma war nun völlig zerrüttet. Sie jammerte nur noch, konnte sie ihren jüngsten Sohn doch nicht im Stich lassen.

Für mich war das eine Zerreissprobe mit wenig Bedenkzeit. Gustav, unser ältester Bruder war seit Sommer ´44 in Bessarabien verschollen. Ich nur sporadisch auf Heimaurlaub zuhause. Bruder Horst mit seinen 16 Länzen fast noch ein Kind und dem Ernst der Lage nicht bewusst. Deine Oma war starsinnig. Sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Hatte sie doch den ersten Weltkrieg miterlebt und da waren die Russen nicht bis in ihre Heimat vorgedrungen und später war alles wieder gut.

Sie verkannte die Situation und ich entschied mich, ohne Mutter und Bruder über die Ostsee zu fliehen. So zog ich ohne sie nach Pillau und fand neben Alten, Frauen, Kindern und Babys einen Platz auf einem Kreuzfahrtschiff.

Ich habe mich sehr geschämt, mich dort als junger Mann mit 24 Jahren so aus der Affäre zu stehlen. All dieses Leid um mich herum. Neben mir starb man, wurden Kinder entbunden und alle Schei.... und das Erbrechen dieser kleinen Überfahrt schien schlimmer als der gemeine Krieg den ich in den tiefsten Wäldern Russlands erlebt hatte.

Die Sorge um Mutter und Bruder und auch mein schlechtes Gewissen um meine Kameraden die während dessen ich über die Ostsee schaukelte, wohl ihr Leben lassen mussten.... in der Heimat.

Meines hatte ich gerettet und kam im Februar, in Wehrmachtsuniform und mit Krücken im Lübecker Hafen an. Hier hatte die britische Armee alles fest im Griff und ich gelangte in deren Gefangenschaft nach Munsterlager. Ich war gerettet!

Ich melde mich als landwirtschaftlicher Arbeiter und werde 1946 zu einem Bauern in die Lüneburger Heide abkommadiert. Auf dem Tanzboden lerne ich deine Mutter kennen..... Wir heiraten 1947..... Was mit meiner Mutter und Bruder Horst aus Schnakeinen geschehen ist, wusste ich bis dahin noch nicht...

Ein Brief... und das erste bekannte Lebenszeichen 

...meiner Oma Anna nach West-Deutschland: Am 27.02.1949 schrieb sie aus Aue/Sachsen an die Kollien Familie in Lübeck: 

Sehr geehrte Familie Kollien!

Da ich Ihre Adresse erfahren habe, will ich schnell ein paar Zeilen an Sie richten. Sie werden ja erstaunt sein einen Brief von mir zu erhalten. Es freut mich sehr, von meinen Bekannten in Ostpreußen zu erfahren. Ich wohne in Aue/Sachsen mit Horst zusammen. Ich muss nicht mehr arbeiten. Horst arbeitet in einem Bergwerk. Untertage, d.h. 30m tief unter der Erde, was sehr, sehr schwer und lebensgefährlich ist.......

...Horst ging gerade zum Kino ich bin so für mich alleine und denke gerade über alles so nach. Meine Gedanken sind die ganzen Jahre in der Heimat und bei meinen lieben Kindern, Verwandten und Bekannten aber von niemand bekomme ich eine Nachricht. Weiß Gott, ob sie alle Tod mögen sein. Die Kinder habe ich schon verloren denn mein Sohn Gustav ist schon fünf Jahre weg und Ernst schon vier Jahre.

Geehrte Familie Kollien, wenn Sie mal was erfahren sollten von meinen lieben Kindern, meinen Verwandten und bekannten, lassen Sie mir das bitte zu Teil werden....

.....Schon bald zwei Jahre sind wir in Aue/Sachsen. Zwei Jahre davor noch habe ich in Pommern zu Stolp gewohnt, bei den Polen. Alles habe ich verloren, erst die Pferde mit Wagen, dann die Wäsche und Kleider die wir besassen. Bis wir beinahe nackend dastanden. Horst musste gleich am ersten Tag alles Inventar reklamieren, die Uhr und die Stiefel abgeben. Da blieb er in Socken stehen. Mich nahmen sie gefangen, ich konnte mich garnicht mehr ernähren. War nicht viel zu essen da. Und noch dazu war das Wasser fast immer unsere Mahlzeit......

Ja lieber Herr Kollien, die Feldpostnummer von Ernst werde ich Ihnen schicken aber das Truppenteil kann ich leider nicht sagen. Wird auch jetzt alles zwecklos sein... Nicht wahr, lieber Herr Kollien?!

Jetzt werde ich mein Schreiben schliessen. Leben Sie wohl und bleiben Sie alle recht schön gesund. Ob wir uns mal werden wiedersehen, ich glaube an keine Wunderchen.

Es grüsst Sie von Herzen Frau Thiel nebst Horst

 

Fortsetzung folgt....

Hier eine Seite zum Thema Flucht und Vertreibung in der SBZ/DDR

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Schnakeinen und seine Bewohner nach 1945



 

 

Papa-Ostpreu-enblatt-PAPA.jpg

 

Artikel Ostpreußenblatt2-1

 

Let´s discribe the whole world


Schnakeinen bei Wikimapia: Schnakeinen heute


Schnakeinen Google-groß

 

Dorfskizze-Schnakeinen.jpg

Schnakeinen Google-groß



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Lieber Leser,

Schnakeinen liegt mir sehr am Herz. Es war der Geburtsort meines Vaters und die letzte wirkliche Heimat meiner Oma. Ännchen hat das Dorf noch oft nach der Vertreibung in diedamalige DDR in ihren Briefen an Papa erwähnt. Er selbst fand in Westdeutschland ein neues Zuhause. Die 600 StraßenkilometerTrennung (Lbg. Heide-Aue) kann man sich wohl schlimmer vorstellen, als heute die Entfernung nach Südafrika.
Ännchens Nachlass, der aus über 60 Briefen und wenigen Fotos besteht, sollte mir einigen Aufschluss über die familiäre Situation geben, von der mein Vater nichts berichten konnte.
Ich konnte also mehr Material sammeln, als ich es mir noch vor 15 Jahren erträumt habe.
Wer von euch noch etwas zum Ort
Schnakeinen und seinen Bewohnern
beitragen kann, melde sich bitte bei mir unter der Mailadresse:

tharauvillage@yahoo.de

Gerne komme ich für entstehende Unkosten auf.

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Beiträge von Lesern zu diesem Thema

 

18.12.2010

Im Kreisblatt hatte ich über die goldene Hochzeit vom Schnakeiner Fritz Wiechert (s. Einwohnerliste) und Frau gelesen und ihnen meine Glückwünsche telefonisch mitgeteilt. Wie oft bei Kontakten mit Ostpreußen entstand sofort eine vertraute Atmosphäre und ein informatives Gespräch. Kurz darauf erhielt ich E-Post und ein schönes Foto aus Schnakeinen von den beiden Jubilaren:

Fritz Wiechert2

 

Schnakeinen 1996-groß-

Herzlichen Dank dafür an Fritz und Ingrid!

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 23. September 2011

Gastebuch-von-tharauvillage10-2011-2.jpg

Ich erhalte daraufhin eine Mail von Eva mit spannenden Dokumenten über Evas Ostpreußische Familien: Holzke, Mattern, Groß, Altrock, Altroggen, Gruhn, Kuhr, Kohn.

Taufschein.Johanna-Matern-Kopie-1.jpg

Evas Ahnen: Weitere Dokumente

Recht herzlichen Dank an Eva für dieses tolle Material zur Ahnenforschung! Wer kann Eva bei ihrer Ahnenforschung unterstützen, wer hat Anknüpfungspunkte???

Mailadresse: evalucho60@aol.com

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Am 11.02.2012 erreicht mich dieser Gästebucheintrag von Sandra:

Gastebuch-Sandra1.jpg

Sandras Familie findet sich in den Schnakeiner Einwohnerlisten mit folgendem Eintrag:

Nachtigall

Sandras Großvater Fritz war der Bruder des Gutsbesitzers Kurt Nachtigall aus Schnakeinen:

Kurt-Nachtigall.jpg

Über das Gut von Kurt Nachtigall steht in Niekammers Güteradressbuch folgendes zum Bestand:

dLibra-Digitale-BibliothekBild-1.jpg

Größe in Ha = 168

Ackerland incl. Gärten = 100

Wiesen = 4

Weiden = 60

Holzungen = 0

Unland/Wege = 6

Wasser = 0

Pferde = 18

Rindvieh = 70

davon Kühe = 26

Schafe = 6

Schweine = 26

Amtsanschluß Nummer: 234

.....................................................................................

Familie Fritz Nachtigall wird gleichzeitig in den Einwohnerlisten von Schnakeinen und Kreuzburg aufgeführt.

Sandras Großmutter, Anna Nachtigall, geb. Bruchmann hat einen sehr ausführlichen Fluchtbericht hinterlassen. Sandras Tante Hannelore hat ihr Einverständnis für eine Veröffentlichung auf diesen Seiten gegeben.

Meinen recht herzlichen Dank an Sandra und ihre Familie für die Mitgestaltung der Schnakeinen Seiten!

 

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Fluchtbericht der Anna Nachtigall

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Fluchtbericht Anna Nachtigall-11halbe Seite

 

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Meine Reise nach Lübeck zu Helga Wichert, geb. Kollien 16.Oktober 2011

Bereits im Sommer 2010 hatte ich telefonischen Kontakt zu Helga in Lübeck aufgenommen.

....Helga (*1928) war die älteste Tochter des Landwirt und letzten Bürgermeisters in Schnakeinen, Emil Kollien. Auf dessen Grundstück hatten Oma Anna, mit Papa Ernst und Onkel Horst im Insthaus gelebt und für Emil Kollien gearbeitet. Helgas Schwester Renate (1930) hatte meinen Vater so sehr gerührt, das er seine erste Tochter zu ihrer Namensvetterin macht. Helgas Bruder Horst (*1926) kam nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Bei meiner Vorstellung am Telefon war Helga sofort orientiert zu Oma Anna. Sie und ihre Schwester Renate hatten mit ihr oft auf den Kollienschen Feldern gearbeitet. Oma hat viel gesungen und den Mädchen heimatliche Geschichten dabei erzählt. Eine sehr fleissige Arbeiterin sei sie gewesen, liebenswürdig, fast untertähnig und sehr gottesfürchtig: "Dat leeve Goattcke wirds recht machen", soll Oma bei Zuwendungen (in Form von Naturalien) gesagt haben.

Helga erinnert sich auch an Papa und Onkel Horst. Sie erzählt mir am Telefon vom Leben in Schnakeinen, seinen Einwohnern und .... von der Flucht und dem Leben danach.

Unmöglich dies alles während eines Telefonates schriftlich festzuhalten. Nach mehreren Gesprächen in denen die Vertrautheit und die Verbundenheit zu Ostpreußen, das förmliche SIE ausbotet wird klar: Wir müssen uns einfach persönlich kennen lernen und uns austauschen. "Aber jetzt bin ich so gebrechlich und so willst du mich kennen lernen?!", war Helgas letzter Einwand. "Ja, jetzt oder nie", war meine Antwort....

Am 16. Oktober 2011 ist es soweit. Ich besuche Helga, die nun 82 Jahre alt ist, in ihrer betreuten Wohnung in Lübeck. Nein, wir haben uns zuvor keine Fotos via Handy oder Mail gesendet. Wir erlebten uns heute quasi pur. Helga holte mich, auf dem Rollator sitzend, am Parkplatz ab. Eine zierliche Person mit weissen Haaren. Ein freundliches Gesicht, mit viel Herzlichkeit in der Stimme gibt mir einen Begrüssungskuss auf die Wange. Und einmal mehr bin ich angekommen und fühle mich aufgenommen im Kreis der Ostpreußen.

Bevor wir zum Mittagessen gehen stelle ich meine "Ausrüstung": Laptop, Digicam, Fotoalben und den Ordner mit den Einwohnerlisten, Ortsplänen, Omas Briefen und denen von Helgas Eltern in der Wohnung ab.

Mein Blick fällt sofort auf eine Fotografie über Helgas Sofa:


Helga-Schnakeinen.jpg

In den 1940ern vor dem Kollien´schen Haus: erste Reihe von li., Kurt Hennig neben Schwester Herta Hennig. Familie G.... aus Kreuzburg. Hinter Herta, Emil Kollien, Landwirt und Bürgermeister in Schnakeinen bis 1945

Helga-Fotostudium.jpg

Helga Wichert, geb. Kollien aus Schnakeinen am 16.10.2011 in Lübeck. Beim Fotostudium unserer Ostpreußen-Alben..... entdeckt Helga in meinem ihren Bruder Horst wieder.....

Horst Kannin

Der blonde, bislang unbekannte, junge Spielgefährte meines Onkel Horst war Helgas älterer Bruder Horst Kollien (*1926). Horst "blieb als Soldat im Krieg".

Nur ein einziges Foto ist ihr persönlich aus Ostpreußen geblieben.... Auf Helgas Schrankwand finde ich eben dieses, ihres lieben Bruders Horst....

Horst Kollien


Fortsetzung folgt.....

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  Neues aus Schnakeinen - Kaum zu glauben

aber wahr: Am 4.6.2012, dies wäre der 92. Geburtstag meines Vaters gewesen, erreicht mich über die Kommentarfunktion dieser Blogseiten eine Nachricht aus Schnakeinen.

Hier der Originaltext:



Valery-1-Kopie-1.jpg

Nachdem ich meine erste Sprachlosigkeit überwunden hatte, musste ich mir mal wieder sagen, dass es keine Wunder gibt.

Irina und Valery haben scheinbar meinen Traum gelebt und mein Happy End vollendet. Aber wie war mein Traum nochmal?

Zum Andenken wollte ich alle Bewohner des Dorfes Schnakeinen noch einmal zusammen bekommen. Wollte dessen Geschichte und die der Menschen dort kennen lernen. Ich wollte verstehen, wie meine Familie vor 1945 in Ostpreußen gelebt hat. Warum ihre Heimat sie so stark geprägt hat. Woher ihre Sehnsucht nach einem winzigen Dorf und ihren Nachbarn alle so stark bis zum Tod beschäftigt hat. Ich wollte begreifen lernen, warum es so vielen Menschen wie meiner Oma Anna und meinem Vater erging. In einem Zeitalter, in dem wir den Jetlag langer Flüge für Urlaube gerade zu geniessen und diese Krankheit in den Wellness Tempeln der Welt kurieren in 45 Minuten kurieren lassen können.

Meine Recherchen wurden ungeahnt reich. Ich lernte lieben, was ich nie gesesehen oder erlebt hatte. Ich konnte meine übergrosse Sehnsucht begreifen. WURZELN kann man nicht verpflanzen, ÄPFEL fallen nicht weit vom Stamm, GRENZEN verursachen Borderline-Störungen. Ohne GESCHICHTE hätten wir keine Zukunkt, vor GOTT sind alle Menschen gleich.

Ich wollte die alten Schnakeiner mit ihrem Schmerz respektieren, wenn sie von ihren Reisen erzählten und erklärten, "Schnakeinen ist tot, da ist nichts mehr".

Die alten Ortspläne habe ich gesammelt, die Einwohnerlisten und habe mir erklären lassen wo was mal war. Fotos habe ich gesammelt die allem Leben einhauchen sollten. Rüsten wollte ich mich für meine Schnakeinen Reise, um zu widerlegen, was die Alten berichteten. Mit dem Klappspaten wollte ich losziehen, um soviel wie möglich dort im schnsten Flecken der Welt auszubuddeln. Ich erntete niemals in all den Jahren Spott, Hohn oder Mitleid, obwohl ich mir selbst wohl nicht so recht geglaubt habe.

Mir und meinem Traum: Oma Anna´s und Vaters Heimat lebt doch noch!

Nun kommen Irina und Valery in zwei Mails und mit einigen Fotos aus Schnakeinen direkt zu mir ins Wohnzimmer und in mein Leben. Mein Traum ist Wirklichkeit und nein; Ich packe den Klappspaten noch nicht aus. Jetzt geht es erst richtig los

 





Übersetzung des Spaziergang durch Schnakeinen ins Russische


История немецкого поселка Шнакайнен (Побережье) близ города Кройцбург (Славское), округ Прейсиш-Ейлау (Багратионовский район), Восточная Пруссия (Калиниградская область).

История немецкого поселка Шнакайнен (Побережье) близ города Кройцбург (Славское), округ Прейсиш-Ейлау (Багратионовский район), Восточная Пруссия (Калиниградская область).

Der Übersetzer des Spatziergang durch Schnakeinen: Mein lieber Freund Andrej Schabalin 2013, Keygster Schnakeinen, Bagratinowsk

Ich danke dir!