Eine der Sagen von der alten Kreuzburg, die von Rittern, einer weißen Jungfrau und von verborgenen Schätzen erzählen, beginnt mit folgender Ortsbeschreibung: „Am Rande eines anmutigen Tales, das die klaren Wasser des Keysters durchziehen, durch eine Schlucht von der fortlaufenden Hügelreihe getrennt, erbebt sich der Berg, auf wel- chem einst die alte Kreuzburg stand. Aus dem Fuße desselben ergießt sich ein starker Strahl des schönsten Quellwassers. Oben auf der Höhe aber steht noch ein gemauerter Bogen, ein Überbleibsel des Schlosses der Ordensbrüder, von dessen einstiger Festigkeit das noch sichtbare, tief in die Erde hineingelassene Fundament Kunde gibt. . . “
Wenn man zu dieser alten Schilderung den Hartknoch’schen Stich von 1684 betrachtet, auf dem hinter dem ummauerten Städtchen mit großem Marktplatz die Ruine des „Alt Schloß“ auf einem Hügel hervorragt, so hat man eine romantische, jedoch in den Grundzügen zutreffende Lagebeschreibung von Stadt und Burg Kreuzburg.
Die Ordensburg lag südlich der Stadt, an der Mündung des Keygster-Flüßchens in den Pasmar, auf einem ins Keygstertal vor- springenden Schloßberg. Während die Westseite des Hügels vom Fluß geschützt wurde, fielen nach allen anderen Richtungen die Hänge steil ab: Sie sind beim Bau der Burg sicher zusätzlich abgeschrägt worden. An der Ostseite befindet sich am Fuß des Hügels ein trockener Graben. Dem Haupthaus waren auf anschließenden niedrigen Hügeln im Süden bis Osten zwei Vorburgen vorgelegt.
Ein Stein der Ruine im Museum
Was an Ruinenresten in der Neuzeit noch sichtbar war, stammt von der im 14. Jahrhundert in Stein aufgebauten Ordensburg, die auf dem Platz ihrer drei Vorgängerburgen gestanden hat. Es handelte sich
um Reste der westlichen Ringmauer und um einen Mauerbogen, des- sen Durchbruch vermutlich zu einem Fenster gehörte. Dieses Mauer- stück besteht unten aus einem Feldsteinsockel, auf den Ziegel in goti- schem Verband aufgemauert sind Ein Gurtstein der Ruine wurde im Prussia-Museum zu Königsberg aufbewahrt. Fundamente und Keller- gewölbe stecken sicher auch heute noch im Erdreich; denn sie werden wohl nicht ausgegraben worden sein, als das verfallene Haus um 1531 als Steinbruch freigegeben worden war.
Auch die im 19. Jahrhundert von privater Seite vorgenommenen Ausgrabungen haben nur Teile des Unterbaus freigelegt, sie aber nicht beseitigt. Diesen Suchgrabungen verdanken wir die wenigen bekannten Einzelheiten der Burganlage. Demnach stand im Norden der Hauptburg ein quadratischer Turm, der nach seiner Bauzeit und der Zuordnung des Hauses zu den kleinen Verwaltungsburgen nicht als Bergfried anzusprechen ist. Wahrscheinlich war die Anordnung der Burghäuser rechtwinklig zueinander um einen Hof, wobei nach dem Grabungsergebnis auf der Westseite, also an der Uferböschung des Keygster-Flüßchens, ein halbrunder Ausbau vorhanden war.
Ob es sich hierbei um eine vorgebaute Bastion oder nur um eine dem natürlichen Hangverlauf folgende Mauerausbuchtung handelt, bleibt offen. Jedenfalls kann davon ausgegangen werden, daß außer dem einflügeligen Burghaus nur noch Wirtschafts- oder Speicherge- bäude, im übrigen aber Wehrmauern den rechteckigen Hof umstan- den. Von den nach Süden und Südosten vorgelegten beiden Vorbur- gen waren Ende des vorigen Jahrhunderts Gräben und Wälle nur noch schwach in dem allmählich ebener werdenden Gelände zu erkennen.
Damit endet aber schon unser Wissen über die bauliche Gestalt der Kreuzburg. Demgegenüber sind die Quellen und Nachrichten über die Geschichte von Burg und Stadt wesentlich reichlicher.
Vorstöße in die weitere Umgebung
Von der gerade erst eroberten Burg Balga am Frischen Haff aus unternahmen die Ordensritter Vorstöße in die weitere Umgebung. Ihre Streitmacht war verstärkt durch viele Kreuzfahrer aus Deutschland, unter denen besonders Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg herausragte. Bei einem Vorstoß in das 30 km östlich von Balga
gelegene natangische Territorium Sollau (prußisch Solidow) eroberte Herzog Otto im Jahre l240 die Natangerburg Witige. Unter Verwen- dung der gewonnenen Festungsanlagen errichtete der Orden auf dem Burghügel ein Holz-Erde-Werk, das nach dem 1225 im Burgenland (Ungarn/Rumänien) geräumten „castrum cruzeburg“ den Namen crucebergk (Kreuzburg) erhielt.
Der Ordenschronist Peter von Dusburg berichtet in seiner Chro- nik des Preußenlandes darüber: „Da die Prußen Warmiens, Natangens und Bartens also, nach Gottes Willen durch die Brüder und den Her- zog stark geschwächt, nicht länger widerstehen konnten, machten sie aus der Not eine Tugend, stellten Geiseln und unterwarfen sich dem Glauben und der Herrschaft der Brüder. Um aber künftige Gefahren zu verhüten und den Prußen keinen Anlaß zum Abfall zu geben, erbauten die Brüder im Lande Natangen die Kreuzburg (cruzebergk im Original) an einem Fluß namens Keyster...“
Die erste Burg wurde bereits nach zehn Jahren von den Natangern wieder zerstört, jedoch um 1253 erneut aufgebaut.
Verführt durch die Angriffe des Pommerellenherzogs Swantopolk gegen den Deutschen Orden, erhoben sich die eben erst bekehr- ten Prußen um 1242. Der Landmeister hatte große Mühe, die überall aufflackernden Aufstände niederzuhalten. Bewaffnete Vorstöße von den Burgen aus sollten die Unruheherde beseitigen und die Ordens- herrschaft wieder stabilisieren. So unternahm der Ordensmarschall Heinrich Botel mit einer größeren Streitmacht, der insbesondere Ordensritter- und -krieger aus Balga und Elbing angehörten, Ende November 1249 einen Kriegszug tief nach Natangen hinein.
Auf dem Rückweg fanden sie alle Wege und Dörfer von Auf- ständischen besetzt und wurden von der Übermacht in das Dorf Krücken, 6 km südlich von Kreuzburg, abgedrängt und dort einge- schlossen. Bei der hohen zahlenmäßigen Überlegenheit der Feinde war ein Ausbruchsversuch aussichtslos. Deshalb schloß der Ordens- marschall mit den Prußen einen Kapitulationsvertrag ab und stellte sich sowie drei weitere Ritter als Geiseln zur Verfügung, um das Leben der übrigen zu retten.
Aber die Natanger brachen den Vertrag, kaum daß er geschlos- sen war, und machten in einem furchtbaren Gemetzel alle Ordensleute nieder, darunter auch den Marschall. 54 Ordensritter und mehr als 1000 Krieger wurden zum Teil unter unbeschreiblichen Foltern getötet. Den Kopf des Vizekomturs Johann von Balga steckten sie auf einen Speer und höhnten ihn.
Erst zwei Jahre später, als ein Kreuzheer unter Beteiligung des Markgrafen von Brandenburg, des Bischofs von Merseburg und des Grafen von Schwarzburg dem bedrängten preußischen Ordensteil zu Hilfe kam, gelang es, den Aufstand niederzuschlagen. Doch hielt auch dieser als „Christburger Vertrag“ in die Geschichte eingegangene Frieden nur etwa ein Jahrzehnt. Im 1260 ausbrechenden großen Preu- ßenaufstand fiel die im Schutz der Burg gegründete erste deutsche Ansiedlung Kreuzburg den Aufständischen zum Opfer, denen es jedoch im ersten Anlauf nicht gelang, auch die Burg zu zerstören. Das schafften sie erst nach einer dreijährigen Belagerung unter Leitung des Natangerführers Herkus Monte.
Der Einsatz schweren Belagerungsgeräts, vor allem aber der unerträgliche Mangel an Nahrungsmitteln, zwang die Burgbesatzung zur Aufgabe, indem sie heimlich zur Nachtzeit abzog. Die Natanger bemerkten den Abzug jedoch so frühzeitig, daß sie den langsamen, durch Entkräftung fast wehrlosen Zug der Flüchtigen noch einholen konnten und alle töteten.
Mit dem Zusammenbruch des fast 13 Jahre dauernden großen Preußenaufstandes ging die Rückgewinnung der Herrschaft durch den Deutschen Orden einher. Überall baute er seine Machtposition wieder auf. Um 1270 war die Kreuzburg zurückerobert und als zeitweiliger Sitz des Vogtes von Natangen wieder aufgebaut worden. Zwei natangische Vögte mit Sitz in Kreuzburg sind uns namentlich überliefert, nämlich Werner von Grunowen (1257/58) und Friedrich von Holdenstäte.(um 1276). Danach ging das Amt des Vogtes von Natangen an den Komtur von Balga über.
Der Anfang des 14. Jahrhunderts brachte für Burg und Stadt Kreuzburg einen neuen Aufschwung. Die Burg wurde in Stein ausge- baut und damit widerstandsfähiger. Es war dies die vierte Burg an
diesem Platz, von der wir die wenigen Überreste, die bis in unsere Zeit erhalten blieben, eingangs beschrieben haben.
Nördlich der Burg legte der Deutsche Orden mit dem für seine Gründungen typischen Grundriß die Stadt Kreuzburg an. Alle Straßen verliefen in einem rechtwinkligen Gitternetz um den großen Marktplatz, in dessen Mitte das Rathaus errichtet wurde. 1315 gründete der Ordensmarschall Heinrich von Plotzke die Stadt „aufs neue“ und verschrieb ihr in der Handfeste nach Kulmischem Recht 70 Hufen Land.
Die gleichzeitig errichtete Wehrkirche am Südwestrand der Stadt diente sowohl als Fliehburg als auch als Bastion der Stadtbefestigung.
In alter Zeit war die im Süden der Stadt liegende Leonhardska- pelle ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Wegen Eingriffen des Komtur von Brandenburg belegte der dem Orden nicht gut gesonnene Bischof von Ermland, Luka von Watzenrode, die Kapelle mit dem Interdikt. Sie wurde nicht mehr gebraucht und verfiel. Nach der Reformation verschwand sie dann völlig.
Im letzten Jahrhundert des Ordensstaates gehörte Kreuzburg zu den Städten, die früh eine Änderung der Landesherrschaft anstrebten. Bereits in dem Jahr, bevor die Stadt dem Preußischen Bund beitrat, hatten sich Bürgermeister und Rat dem Komtur von Brandenburg, der der zuständige Vertreter der Staatsmacht war, widersetzt und waren deswegen kurzerhand gefangen gesetzt worden. Gleich bei Ausbruch des Städtekrieges 1454 fiel Kreuzburg vom Orden ab, mußte sich aber im Jahr darauf dem Orden ergeben.
Stadt und Burg verpfändete der finanzschwache Orden nach Beendigung des Krieges dem Söldnerhauptmann von Tettau und Gräusung gegen seine Soldforderungen. Schwer mußte Kreuzburg unter der zunehmenden Wehrlosigkeit des Landes leiden. Die Polen erstürmten 1520 die Burg und brandschatzten die Stadt. Danach ver- fiel die Burg zusehends und wurde ab 1531 als Steinbruch benutzt. 1580 war sie fast gänzlich abgetragen. Das Städtchen, das 1876 mit 2123 Bürgern seine höchste Einwohnerzahl erreichte, hat wie fast alle ostpreußischen Städte unter Kriegen und häufigen Besetzungen gelitten.
Wilhelm Sahm
Die Burg Kreuzburg wurde 1253 in Stein und Ziegeln aufgebaut, 1263 zerstört und nach dem Aufstand etwa seit 1294 wieder neu ausgebaut. Noch bis in die letzte Zeit wiesen die an der Abendseite des Berges erhaltenen Ring- und Futtermauerreste auf ihre damalige Ausdehnung hin.
1881 stellte Herr Wilhelm Reichermann auf dem Schloßberge Ausgrabungen an, bei denen man auf bedeutende Massen von Feld- steinen stieß. Nach den damals noch vorhandenen Fundamentresten zu schließen, hatte die Burg die Form eines Rhomboides. Ihre Front war nach der am leichtesten zugänglichen Stelle, nach Süden, gerich- tet, wo sie durch den noch erhaltenen, teilweise verschütteten Zug- graben von der Vorburg getrennt war. Der an dieser Stelle noch erhaltene 3 m lange, 3 m hohe und 1 m dicke Mauerbogen ist wahr- scheinlich ein Teil des Wehrganges, worauf das Fundament hinwies, das parallel der Ruine nördlich von ihr sich hinzog. Derselbe Bogen ist zu unterst aus Feldsteinen erbaut, sodann folgen Ziegel im goti- schen Verbande.
Östlich des noch erhaltenen Mauerrestes befand sich der Zugang zur Burg mit Torturm und Zugbrücke. Darauf folgten, mit dem er- wähnten Wehrgang gleichlaufend, drei nebeneinanderliegende Zim- mer, von denen das westlichste das größte war und vor den beiden anderen nach Norden etwas vorsprang. Die Stärke der Fundamente betrug hier wie fast überall annähernd 2 m. Hinter diesen größeren Zimmern lagen zwei weitere ungleiche Gemächer.
Zu dem kleinen, südlichsten, führte von der Westseite her ein Eingang, der Zugang zu dem unter ihm befindlichen Keller. Der Aus- buchtung des Berges folgend, lagen diese beiden Gemächer in einem halbrunden Ausbau, der vielleicht einen Turm darstellte. Die Ver- bindung von hier zu den Baulichkeiten der nördlichen Seite des Berges wurde durch pfeilerartige Ansätze hergestellt, die wohl auf ein laubenartiges Gebäude schließen lassen. Quer über die nördliche Spitze des Berges liefen drei größere Zimmer.
Unter dem westlichen derselben befand sich ein Kellerraum mit einem Pfeileransatz in der Mitte, zu dem man auf einer noch gut erhaltenen Ziegeltreppe durch eine Mauerpforte in der Südwand gelangte. Auf der äußersten Nordecke des Berges, dem mittleren der drei Räume vorgelagert, befand sich ein viereckiger Ausbau, nach den 2.5 m dicken Fundamenten zu schließen vielleicht ein Turm. An der Ostseite zog sich ein 22 m langes Gebäude hin. Dort vorgefun- dene Eisenschlacken lassen vielleicht auf die einst hier gelegene Schmiede und Küche schließen, zu welch letzterem Schluß noch ein viereckiges Loch in der Umfassungsmauer berechtigt, durch das wohl das Spül- und Regenwasser den Abhang des Berges hinuntergeleitet wurde.
Unter dem aufgedeckten oberen Pflaster des Burghofes fand sich, von diesem durch Mauerschutt getrennt, ein zweites tiefer- liegendes Pflaster, das vielleicht von der ersten Erbauung der Burg herrührte, während das obere auf eine nach der Zerstörung erfolgte Wiederherstellung der Burg hinweist.
Dem Hauptwerk nach Süden vorgelagert war die Vorburg. An der Westseite sind noch Fundamentreste ihrer Ring- und Futtermau- ern erhalten. Desgleichen sind im Süden noch Graben und Wall, wenn schon vom Pfluge stark mitgenommen, deutlich erkennbar. Aus den zahlreichen aufgefundenen Balken und Kohlenresten zu schließen, bestand die Vorburg, wie wohl sehr oft, nur aus Holzgebäuden.
Weitere Wirtschaftsgebäude standen auf dem heutigen Friedhof, wo man beim Anlegen der Gräber auf Fundamente und Mauerreste stieß. Die Isoliertheit dieses Vorwerkes erklärt sich aus der Lage der Ordensländereien, deren Bewirtschaftung von hier aus leichter als von der Vorburg aus zu bewerkstelligen war.
So weit die Nachrichten, die eigentlich recht dürftig sind, von der von der Erde verschwundenen alten Ordensburg Kreuzburg. Bei diesen Ausgrabungen wurden auch sonst wenig Funde gemacht. Etliche Münzen aus der Zeit des Hochmeisters von Rußdorf, einige zerbrochene Schwerter und Sporen sowie ein kleineres irdenes Gefäß waren die ganze Ausbeute. Im Jahre 1821 machte der Medizinalrat Hagen aus Königsberg eine Analyse des Mörtels der Burg zu Kreuzburg.
Danach bestand er aus kleineren und größeren zusammengekitteten Steinen und enthielt in 100 Teilen 74,4% Sand, 17,1% Kalk und 8,5% Kohlensäure. Der Verfall der Burg begann nach dem Jahre 1500. 1507 wird sie als nicht mehr verteidigungsfähig bezeichnet. Im Jahre 1531 begann der erste Abbruch, der allerdings nur langsam vor sich ging. 1565 diente sie dem Abenteurer Skalich noch teilweise als Wohnung, muß also noch in großen Teilen bewohnbar gewesen sein. 1580 brachen der Herr von Rippe auf Waldkeim und sein Bruder Ziegel zum Aufbau ihrer abgebrannten Gehöfte. Sie mußten dazu allerdings noch eine Genehmigung einholen. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts setzte dann ein immer weiterer Abbruch und Verfall ein.
Emil Johannes Guttzeit
Am nördlichen Rande des Stablack und am Eingang in die Beckenniederung des Frisching liegt die Stadt Kreuzburg. Sie ist neben einer Prußen- bzw. Ordensburg gegründet worden.
Unweit der Mündung des Keysters in den Pasmar lag vor 750 Jahren auf dem ins Keystertal vorspringenden Schloßberg vermutlich die Prußenfeste Witige im natangischen Gebiet Solidow (Sollau).
Um 1240 wurde sie vom Deutschen Orden unter Führung des Herzogs Otto von Braunschweig erobert und nach der gleichnamigen Grün- dung (1212) des Ordens im Burzenlande (Siebenbürgen) castrum Cruzeburg benannt.
Da die Burg während des Aufstandes von 1242 bis 1249 durch die Prußen zerstört worden war, setzte sich der Deutsche Orden hier wieder fest und baut sie im Jahre 1253 von neuem aus. Zu Beginn des Großen Aufstandes (1260-1273) wurde sie drei Jahre lang durch den Natangerhäuptling Heinrich Monte belagert und 1263 eingenommen, um 1270 vom Ritterorden zurückgewonnen und im folgenden Jahrhundert in Stein ausgebaut. Die Kreuzburg war bis 1274 Amtssitz des Vogtes von Natangen, danach der eines Pflegers.
Im Jahre 1414 steckten die Polen die gesamte Burganlage und den Viehhof in Brand. Nach dem 13jährigen Ständekrieg von 1454- 1466 wurden Burg und Stadt Kreuzburg an die Söldnerführer von Tettau und Gräusing verpfändet. Um 1500 setzte der Verfall der Burg ein, 1520 wurde sie von den Polen erstürmt. Von 1531 ab wurde sie dann als Steinbruch benutzt; 1566 war sie aber noch teilweise erhalten und bewohnt. Um 1580 war sie fast ganz abgetragen; in jüngster Vergangenheit erinnerten nur noch Reste der westlichen Ring- und Futtermauer und ein Mauerbogen der Südseite an das ehemals starke Ordenshaus Kreuzburg. In der Ordenszeit war es der Verwaltungsmittelpunkt des Kammeramts Kreuzburg innerhalb der Komturei Brandenburg; zu ihm gehörten im Jahre 1417 700 Zinshufen einschließlich Mühlen und Krüge und 210 prußische Bauern-Haken. (1 Haken war 2/3 Hufe groß). Zu den genannten Flächen müssen die Schulzenhufen, einige deutsche und prußische Güter (Freie Dienste) hinzugerechnet werden.
Großkomtur Heinrich von Plotzke gründete am 21. Januar 1315
„aufs neue“ nördlich der Burg die Stadt Kreuzburg und verlieh ihr 70½ Hufen zu Kulmischem Recht nebst einem Hegewald von 10 Hu- fen Größe. Die planmäßige Anlage der Stadt zeigte einen rechtecki- gen Grundriß. Die Zahl der ersten Hofstätten ist nicht bekannt, im Jahre 1437 waren es 96. Der Stadtkern gruppierte sich um den vier- eckigen Marktplatz, auf den das gitterförmig angelegte Straßennetz zulief. Die im Südwesten des Stadtplans erbaute Wehrkirche war mit vier Hufen Land ausgestattet.
Bereits um 1400 hatte die Stadt eine Wassermühle „vor der stad“, einen 1402 erstmals genannten St.-Georgs-Hof (für Lepra- kranke) und eine Schule, die der jeweilige Kaplan leitete. Im Jahre 1414 brandschatzten die Polen die Stadt, 91 Höfe gingen in Flammen auf, die Kirche wurde ausgeraubt. Zweimal war Kreuzburg Tagungs- ort, 1412 fand ein Landding für das Gebiet Brandenburg statt, und 1423 tagte hier der Preußische Städtebund. 1437 herrschte in der Stadt die „große Krankheit“, wahrscheinlich die damals verbreitete Lepra. Im Jahre 1439 setzte der Komtur zu Brandenburg den wider- spenstigen Bürgermeister und Rat gefangen. Im Jahre darauf schloß sich die Stadt dem Preußischen Bund an, fiel vom Deutschen Orden ab, ergab sich ihm aber wieder im nächsten Jahr.
Nach 1466 wurde die Stadt an die schon genannten Söldnerfüh- rer verpfändet. Der Bischof von Pomesanien löste sie 1496 ein, dafür wurde sie ihm 1497 und 1505 seinem Nachfolger verschrieben.
Die im Süden der Stadt erbaute Leonhardskapelle war in katholischer Zeit ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Im Jahre 1495 hatte Bischof Lukas von Ermland die Kapelle wegen der Eingriffe des Komturs zu Brandenburg mit dem Interdikt belegt und die Priester- brüder des Ordens exkommuniziert. Nach der Reformation ging die Leonhardskapelle ein und verfiel.
Im Jahre 1505 herrschte in Kreuzburg die Pest. 1520 brannten die Polen die Stadt erneut aus und verwüsteten sie. Nach der Neuglie- derung der evangelischen Gemeinden im Jahre 1528 wurde das Kirchspiel Kreuzburg durch die Orte der eingegangenen Kirchen in Tiefenthal und Krücken vergrößert. Im 16. Jahrhundert stand die Stadt mehrfach unter der Oberhoheit einflußreicher Adliger; nach Melchior von Lesgewang verfügte über sie von 1564 bis 1566 Paul Skalich, ein Abenteurer und Günstling des alternden Herzogs Albrecht von Preußen. Skalich nannte sich u. a. „Dynast von Creuzburg“ und hauste zeitweise in dem halbverfallenen Schlosse. Nach Skalich gehörte Kreuzburg den Adligen Kaspar von Fasolt, Albrecht Truchseß von Wetzhausen und Melchior von Kreytzen.
Im Jahre 1593 brannte ein Teil, am 23. Januar 1634 fast die ganze Stadt ab. Auch am 7. Juli 1663 schädigte ein Großbrand die Stadt erheblich. 1650 zerstörte ein Hochwasser des Keysters die 1568 erbaute Papiermühle; 1668 ging sie ein. Vorher hatte hier ein Eisen- hammer gestanden, der ebenfalls durch Hochwasser vernichtet wor- den war. Lange Zeit haben eine Mahlmühle, eine Schneide- und eine Walkmühle bestanden; diese ging 1710 ein, nachdem sie durch Hochwasser zerstört worden war. Dadurch verlor auch das Tuchma- chergewerbe seine Existenzgrundlage.
Jahrhundertelang bestand in Kreuzburg eine bedeutende Bierbrauerei. Öffentliche Brauhäuser gab es nicht, die berechtigten Bürgerhäuser brauten abwechselnd und galten für diese Zeit als öffentliche Schenken.
In den Jahren 1709/11 forderte die Pest zahlreiche Opfer in der Stadt, die auf dem Pestfriedhof beerdigt wurden. In den Jahren 1740 bis 1796 hatte Kreuzburg wechselnde Garnisonen, von 1758 bis 1762 eine russische Besatzung. 1771 wurde hier der spätere Generalfeld- marschall Hermann von Boyen als Sohn eines in Kreuzburg in Garni- son stehenden Majors geboren. Im Kriegsjahr 1807 besetzten die Franzosen die Stadt und schädigten sie sehr. 1814 mußte das alte, baufällige Rathaus auf der Mitte des Marktplatzes abgebrochen wer- den. Danach erwarb die Stadt ein Privathaus und baute es als Rathaus aus.
Mit dem 1. Februar 1818 wurde Kreuzburg Kreisstadt des neu- gebildeten Kreises Kreuzburg; er wurde zugunsten des Kreises Pr. Eylau 1819 aufgelöst, zu dem Kreuzburg fortan gehört hat. Am 10. Mai 1818 vernichtete abermals ein Großfeuer die ganze Stadt bis auf Kirche, Pfarrhaus und Schule. Nach dem Brande gewann die Zwirn- fabrikation für die verarmten Bewohner eine große Bedeutung. Der Zwirnhandel erstreckte sich über die ganze Provinz bis nach Pommern.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begann ein langsamer, aber stetiger Aufstieg der Stadt, die 1867 mit 2123 Seelen ihren höchsten Einwohnerstand erreichte. Um 1885 gründete G. Reichermann ein Wollspinnerei- und Webereiunternehmen mit großem Ab- satzgebiet. 1894 entstand ein Sägewerk; von wirtschaftlicher Bedeutung war die große Mahlmühle des W. Reichermann, später Podehl. Um die letzte Jahrhundertwende bestanden neben vielen Ackerbür- gern hundert Handwerksbetriebe. Obwohl eine gute Straßenverbin- dung nach Königsberg und ab 1908 auch eine Kleinbahnverbindung nach Wittenberg mit Anschluß an die Südbahn vorhanden waren, blieb Kreuzburg dennoch eine kleine Ackerbürger- und Handwer- kerstadt mit einigem Fremdenverkehr, der durch ihre Lage am maleri- schen Taleinschnitt des Keysters und am Rande des Stablacks bedingt war. Im lieblichen Stadtgrund hatten die Kreuzburger Bürger ihrem plattdeutschen Dichter Wilhelm Reichermann, der eine gewisse Berühmtheit über seine Vaterstadt hinaus erworben hatte, einen Gedenkstein gesetzt, wie sie auch Hermann von Boyen, dem Schöpfer der Wehrpflicht in Preußen, ein Denkmal errichtet hatten.
Im Jahre 1939 hatte Kreuzburg eine Gemeindefläche von 1564,70 ha und 2007 Einwohner, es war eine sich langsam entwickelnde Kleinstadt. Im letzten Kriege tobte der Kampf um sie fünfmal hin und her, ehe es den Russen gelang, sie am 9. Februar 1945 zu besetzen; sie war fast vollständig vernichtet worden. Seit dieser Zeit liegt Kreuzburg im russisch besetzten Teil Ostpreußens und heißt nun bei den Russen Slawskoe („Ort des Ruhms“).