Mahnsfeld


Das Kirchdorf Mahnsfeld (1939 - 522 Einwohner) erreichte man früher von Königsberg aus durch das alte Friedländer Tor auf der über Aweiden führenden Chaussee bei Altenberg und seinem Schießplatz, sowie am Dorfe Gollau vorbei. Als dann im Jahre 1936 die Autobahn Elbing-Königsberg in Betrieb genommen wurde, konnte man aber auch über Schönfließ und von dort über einen Teil der Autobahn die nach Mahnsfeld führende Straße bei Gollau erreichen. Auf dieser letztbezeichneten Straße konnte man bis zum Bahnhof Kobbelbude gelangen.
Von Mahnsfeld aus stellte eine Kiesstraße am Galgenberg vorbei die Verbindung mit
der Mühle Mahnsfeld an der Stauanlage über den Frisching dar, der hier ide Grenze zum Kreis Pr. Eylau bildete.
Bei einem Unwetter im Jahre 1924 wurde die hözerne Brücke zusammen mit der Stauanlage zerstört. Der Landkreis Königsberg erbaute dann eine Betonbrücke; an den Kosten der neuen Stauanlage für die Wassermühle beteiligte sich auch der Mühlenbesitzer Podehl.

Mahnsfeld hatte in neuerer Zeit schon eine Menge moderner Bauten erhalten. Im vorigen Jahrhundert sah es hier anders aus. Wenn man sich dem Dorfe näherte, erblickte man schon von weiten die alten hohen Eichen und Linden des Pfarrgartens, wogegen sich der niedrige Turm der Pfarrkiche hinter Bäumen versteckte. Einer Schilderung des Dorfes aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts kann man entnehmen, daß beiderseits der Dorfstraße ansehnliche Bauerngehöfte lagen, die zum größten Teil noch strohgedeckte Häuser und Scheunen hatten. Nur die wohlhabenderen Bauern,
wie der alte Gustav Sauerbaum und Adolf Woelk und die beiden Krugwirte hatten feste, rotgedeckte Häuser, Kirche und Pfarrhaus lagen mitten im Dorf an der Landstraße, die erst im Jahre 1873 als Chaussee ausgebaut wurde, an der höchsten Stelle des Ortes. In der Nähe der Kirche befand sich auch das alte kleine Schulhaus (1876/77 neu gebaut), in den ehemals der gestrenge Schulmeister Kenneweg über die Schuljugend des Dorfes herrschte. Auf den Dächern des Pfarrhofs und auch auf den Gebäuden nisteten die Störche, die es in Ostpreußen in großer Zahl gab.

Der hintere Friedhof, umgrenzt von alten Eichbäumen, war mit der schönste Punkt im idyllischen Mahnsfeld. In den Pfarrgarten wurde ein Baumbestand von herrlichen
alten Eichen und Linden einbezogen, wodurch ein großer Park entstand, in dem sich am
Abend Enten und Käuzchen ein Stelldichein gaben.
Am Gutshof Milgen, das ein Vorwerk von dem schon in Kreis Pr. Eylau liegenden Gut Arnsberg war, befand sich dort, wo der Frisching eine teichartige Erweiterung erfuhr, der Badeplatz. Hier gab es auch eine breite flache Stelle - die Furt - durch die bei niedrigem Wasserstand das Vieh getrieben werden konnte und die auch oft Wagen durchfuhren. Nicht weit von Mahnsfeld entfernt, lag das Gut Wernsdorf.

Lange Zeit befand sich dieses Gut im Besitz von August Kuwert, der ein begeisterter Naturfreund und ein hervorragender Käfer- und Schmetterlingssammler war. Da er Mitgleid des Corps LTTUANIA war, hatter er gute Beziehung zu zahlreichen
Königsbergerkreisen. Seine Familie stammte aus Nidden auf der kurischen Nehrung, wo der Großvater zur Zeit der Königin Luise die Posthalterei hatte. Der Vater von August hatte es als Gutsbesitzer zu Geld gebracht und kaufte seinem Sohn das Gut Wernsdorf. Dieser lebte hauptsächlich seinen Liebhabereien: Jagd, Käfer und Schmetterlinge. Ein Zimmer seines Hauses war ganz mit Sammlung angefüllt, die nach seinem Tode für den damals beachtlichen Preis von 10 000 RM nach Amerika verkauft wurden. Der in einem Käfig vor der Hausauffahrt lebende Steinadler fing bisweilen so zu schreien an, daß die Pferde vor den Wagen scheu wurden.
Frau Kuwert war eine Tochter des Kaufmanns Brosko aus Königsberg. Von ihren 6
Kindern wirkte der Sohn Felix lange Jahre als Regierungsbaurat in Königsberg. August
Kuwert starb 1894 und wurde auf dem nahen Friedhof in Mahnsfeld beigesetzt. Im
Jahre 1914 war Besitzer von Wernsdorf ein Herr Selz.

Ich erinnere mich an ein Telefongespräch mit ihm an einem Spätnachmittag in den letzten Augusttagen 1914, als ich auf dem Landratsamt Telefondienst hatte. Er teilte mit, daß sein Haus von den Russen beschossen werde und fragte, wie er sich verhalten solle. Weil es für diese Anfrage keinen "Vorgang" gab, wie man im Behördendeutsch sagte, habe ich ihm wohl eine Antwort gegeben, mit der er nichts anfangen konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Kavallerie-Patrouille, die aber zurückgepfiffen wurde, weil die russische Armee in den letzten Augusttagen ihren Rückzug antrat.

Heute ist nun im Land um den Frisching, das zu dem unter sowjetischer Verwaltung stehenden Teil Ostpreußen gehört, alles anders. Dem Frischingfluß hat man den Namen Swiezo gegeben. Er mündet bei Brandenburg, das heute Usako genannt wird, noch immer in das Frische Haff, aber dieses nennen die Polen Zalew Wislany (Weichselhaff). Die Nachbarorte von Mahnsfeld führen jetzt folgende Namen: Kobbelbude: Sventloje
Seepothen: Zwetkovo Ludwigswalde: Lesnoje Kreuzburg: Slavskoje Tharau: Vladimirov


(Verfasser: Erwin Gutzeit)
(Quelle: Unser schönes Samland- Samländischer Heimatbrief 47. Folge Herbst 1975)

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Kirchspiele in Königsberg - Land

Rote Markierung: Kirchspiel Mahnsfeld und die dazu gehörgien Dörfer.

Blaue Markierung: Weitere Kirchspiele im Kreis Königsberg-Land.

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