Kriegsbericht des Dr. Langejürgen

Mit Mail vom 8.3.2013 erreicht mich diese Nachricht:

 

Hallo,
Wer immer sich hinter dem Tharauer Ännchen verbirgt, der/dem sei versichert, dass diese Seiten mehr als nur informativ sind. Ich bin duch Zufall darauf gestoßen, bin kein Kreuzburger; aber mich verbinden mit diesem Städtchen einige der schlimmsten Stunden meines Lebens. Ich gehörte zu den (sehr jungen) Soldaten, die versuchten, in den ersten Februartagen 1945 die Stadt vor den angreifenden Truppen der Roten Armee zu verteidigen. Am 7./8. Februar mussten wir der Übermacht weichen. Es war eine "Schlacht" im ursprünglichen Sinne! Mit wenigen Kameraden gelang mir der Rückzug (sprich "Flucht"!) aus dem Keller der Vorstadt-Schule (hier lag der Bataillonsstab) über freies Feld bis in das vorgelagerte kleine Tal. Am 8. Februar wurde ich (schwer) verwundet; kam aber durch sehr viel Glück über das Feldlazarett in Zinten und Heiligenbeil bis  an das Haff und dank der Hilfe eines Flüchtlingstrecks als zusammengeschnürtes Päckchen in einem Papiersack (!) auf einem Schlitten, der hinter einnen Pferdewagen gebunden wurde, über das Eis bis nach Pillau. Von dort dann weiter mit einem Seenotboot nach Danzig. Seitdem verbinden sich für mich mit dem Namen "Kreuzburg" die Schrecken dieses unsäglichen Krieges mit dem Gefühl des Dankes an das Schicksal und die vielen Unbekannten, die zu meiner Rettung aus dem "Ostpreußen-kessel" beigetragen haben. Meine Erinnerungen an diese Tage habe ich vor Jahren aufgeschrieben: "Als junger Soldat in Ostpreußen". Falls Interesse besteht, bin ich gerne bereit, Ihnen ein Exemplar oder bzw. auch eine Text-CD zuzuschicken. Ich wäre im Gegenzug an Fotos aus der Stadt interessiert; insbesondere von dem genannten Schulgebäude und der Umgebung. Da wir seinerzeit über eine taktisch gut aufgestellte Verteidigung verfügten und die zuständigen sowjetischen Offiziere ihre Soldaten sinn- und rücksichtslos dagegen anrennen ließen, mussten (sehr) viele Rotarmisten dort ihr Leben lassen. Da auch viele meiner Kameraden die Angriffe nicht überlebten, müsste es dort eine größere Begräbnisstätte geben.
Ich möchte gerne diesen Sommer Kreuzburg aufsuchen. Welche "Dokumente" braucht man für eine private Einreise?
Für eine Antwort wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für Sie
Dr. H. Langejürgen

 

 

Allein diese Zeilen stehen wie ein Monument für die Menschlichkeit wohl vieler ehemaliger Angehörigen der Wehrmacht. Ein Zeugnis etlicher Männer, die keine Wahl hatten. Ein Zeugnis für erzwungene Grausamkeit. Aber auch eines, für den Irrsinn dieses letzten grossen Krieges, der von deutschem Boden ausging.

Man verzeihe mir meinen Pathos.....


Noch im selben Monat schickt mir Dr. Langejürgen seinen Kriegsbericht. Darin versteht er es, das Erlebte nicht nur sehr eindrücklich sondern auch sehr reflektiert zu schildern.

 

Lieber Dr. Langejürgen!

Herzlichen Dank, für die Mühe der Übersendung dieses wichtigen Zeugnisses der Geschichte! Danke auch, für die Einwilligung zur Veröffentlichung auf meinen Seiten.

 

Ännchen


Hier geht es zum Bericht in PDF Format: